Geschichte der Rassehunde von 1945-1990 in der DDR

Mit besonderer Betrachtung der Schnauzer- und Pinscher in der DDR

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Inhaltsverzeichnis

1. Der sozialistische Hund

2. Organisation der Rassehundezucht und des Hundesports in der DDR

Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB)

Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK)

Gesellschaft für Sport und Technik (GST)

Sektion Dienst- und Gebrauchshundewesen (SDG)

3. Die Nachzuchtbeurteilung und das Wermeßziffer-System in der DDR

4. Der Hund - Fachzeitschrift der DDR

5. Spezial-Zuchtgemeinschaft (SZG) Schnauzer und Pinscher

6. Spezial-Zuchtgemeinschaft (SZG) Riesenschnauzer

7. Die DDR und ihre Abkürzungen



1. Der sozialistische Hund

In den sozialistischen Ländern und damit auch in der DDR wurden Mensch und Tier nach

dem Nützlichkeitsethos bewertet. Die zentrale Fragestellung war:

"Welcher Beitrag wurde geleistet zum Aufbau des Sozialismus?"

Dieser Frage musste sich auch der (Rasse)hund unterwerfen. So wurden Jagd-, Wach- und Hüte-

hunde in der DDR akzeptiert, während Luxushunde (ohne spezielle Aufgabe), Schoßhunde oder

gar Streuner keinen Beitrag zum Aufbau des Sozialismus leisteten.

Leistungszucht war daher bedeutender als Schönheitszucht. Dienst- und Gebrauchshunde wurden

klar bevorzugt. Auf den großen Ausstellungen der DDR waren Deutsche Schäferhunde, Rottweiler,

Dobermänner und Jagdhunde zahlenmäßig klar überrepräsentiert. Für Jagdhunde wurden spezielle

Ausstellungen organisiert.

Hundesportler in der DDR

Leistungsprüfungen kam eine hohe Bedeutung zu. Die Rassehundezucht hatte nicht mehr allein

die Umsetzung des jeweiligen Standards als Ziel; viel bedeutender war die Befähigung des

Rassehundes zu bestimmten Leistungen. Im Osten waren leistungsstarke, robuste Arbeitshunde

gefragt. Der Hund war hier --ähnlich der "Werktätigen"-- als arbeitendes Heimtier "ein Diener

beim Aufbau des Sozialismus".

Dagegen wurden Hunde, die nicht als Dienst-, Gebrauchs- Hüte- oder Jagdhunde genutzt werden

konnten, bis Anfang der 60er Jahre unter dem Nützlichkeitsanspruch der DDR nur als Nahrungs-

konkurrenten und potentielle Krankheitsüberträger gesehen. Kostbare Lebensmittel, insbesondere

Fleisch an "nicht arbeitende" und nicht "essbare" Tiere zu verschwenden, war für die DDR, die

bei Fleisch- und Tierprodukten große Probleme mit der Lebensmittelversorgung bis 1963 hatte,

ein unerhörter Luxus.

In den Anfangsjahren der DDR waren dann auch die Dienst- und Gebrauchshunderassen beliebter

als die sogenannten Luxus- und Schoßhunde. Absolute Nummer 1 war der Deutsche Schäferhund,

der mit Schwerpunkt Leistungsfähigkeit als Diensthund gezüchtet wurde.

Die Beliebtheit für die sogenannten Luxushunde bzw. "unnützen" Hunde nahm jedoch in den

70er Jahren bei der Bevölkerung der DDR erheblich zu. Die Zucht und Haltung dieser Hunde wurde

immer beliebter. Die DDR-Führung konnte sich dieser Entwicklung nicht mehr verschließen und

legitimierte schließlich diese Hundehaltung und erklärte die stark gewachsene Bereitschaft

einen Hund zu halten nun als eine "Erscheinung des gesellschaftlichen Fortschritts in der

DDR". Auch hier musste die Hundehaltung eine Funktion haben; in diesem Fall eine pädagogische

Funktion. Nach Auffassung der DDR-Führung trägt die Heimtier- bzw. Hundehaltung zur Entwicklung

der "sozialistischen Persönlichkeit" des Menschen bei, denn es wird Verantwortungsübernahme,

das Einhalten von Pflichten und das Erlernen von Disziplin, Ausdauer und Konsequenz gefördert.

Der Hund förderte damit die "sozialistische Menschwerdung".

Der Anspruch der DDR-Führung die gesamte gesellschaftliche Entwicklung in allen ihren

Aspekten zu planen und zu steuern bezog sich auch auf das Hundewesen. Der Hund musste im

Sinne des Sozialismus "nützlich" sein. Es herrschte ein regelrechter Zwang für das Halten

von Hunden eine Begründung zu finden. Als Gründe zur Hundehaltung galten der Beitrag zur

sozialistischen Persönlichkeitsbildung, der Erholungseffekt zur Kräftigung der Arbeits-

leistung des Werktätigen, der Sicherheitsaspekt (Diensthunde in der NVA, Polizei und

Grenzschutz) und der wirtschaftliche Nutzen (Export von Hunden zur Devisenbeschaffung).

Die Hundehaltung musste aber in geregelten und kontrollierbaren Bahnen verlaufen.

Streunende Hunde wurden in Tierheimen entsorgt und hier --da unnütz-- relativ schnell

getötet. Hundehalter --insbesondere Hundesportler-- wurden in die kontrollierbaren

zentralisierten Organisationsstrukturen gedrängt, um sie besser kontrollieren und im

sozialistischen Sinne erziehen zu können. Alle Vereinsstrukturen, die vorher be-

standen, wurden aufgelöst und in Massenorganisationen eingebunden, weil Vereine

einen bürgerlichen Individualismus fördern und Sammelbecken reaktionärer Kräfte seien.

Allerdings litt die Zucht unter der politisch betriebenen Isolation, so dass kein "frisches"

Blut in die Zucht kam. Erst Ende der 80er Jahre war --und auch nur mit Sondergenehmigung--

ein Austausch mit Züchtern in Polen, Tschechien und Ungarn möglich. Exportieren konnte man

dagegen Rassehunde wegen der Devisenbeschaffung sehr gut in den Westen Europas.

Die Versorgung mit Tiernahrung war ein großes Problem der 70iger und 80iger Jahre der DDR.

Fertigfutter und Dosenfutter für Hunde gab es seit 1970, war aber nur selten im Handel zu

haben. Die Qualität war minderwertig und vielen DDR-Bürgern war nicht mal bekannt, dass

diese Futtermittel zu kaufen waren, so selten wurden diese angeboten. Die Heimtierhalter

der DDR waren bei der Versorgung der Hunde auf "Marke Eigenbau" oder informelle Netzwerke

angewiesen. Es musste viel improvisiert oder handgemacht werden. Gefüttert wurde zum größten

Teil Fleisch , Haferflocken und Gemüse sowie das, was vom eigenen Essen übrig war.



2. Organisation der Rassehundezucht und des Hundesports in der DDR

Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB)

Aus den seit Herbst 1945 gebildeten Kommissionen für die Bodenreform und Ausschüssen der

gegenseitigen Bauernhilfe, wurde auf dem Ersten Deutschen Bauerntag in Berlin (Ost) im

November 1947 die Zentralvereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe („ZVdgB“) gegründet.

Diese schloss sich auf Druck der SED im November 1950 mit dem Zentralverband der land-

wirtschaftlichen Genossenschaften Deutschlands zur Vereinigung der gegenseitigen Bauern-

hilfe / Bäuerliche Handelsgenossenschaften (VdgB/BHG) zusammen. Nach 1957 wurde die

Organisation nur noch „Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe“, oder abgekürzt „VdgB“,

genannt.

VdgB-Logo

Ziel der Organisation VdgB war es, zunächst die Bodenreform und später den Aufbau einer

sozialistischen Landwirtschaft zu unterstützen.

In der Fachabteilung Hundewesen im Zentralverband der Kleintierzüchter --eine Abteilung

des VdgB-- wurden die ehemals eigenständigen Rassehundevereine organisiert.

Aus Sicht der Hundezüchter und -sportler war der VdgB noch die angenehmste Dachorganisation,

denn der VdgB mischte sich nicht in die züchterischen und fachlichen Belange der Fachver-

bände der jeweiligen Hunderassen ein. Es wurde auch noch nicht versucht, die Züchter und

Hundesportler zur sozialistischen Idee zu erziehen.

Die Fachverbände der jeweiligen Hunderassen konnten weiterhin ein eigenes Zuchtbuch er-

stellen und hatte eine eigene Geschäftsstelle.

Der Fachausschuß für Hundewesen schreibt in einem Rundschreiben im Jahr 1950, dass "auf

Veranlassung der zuständigen Behörden" es den Rassehund-Zuchtvereinen aufgegeben ist, ein

selbständiges Zuchtbuch zu errichten und den Terminschutz für Leistungsprüfungen, Schauen

und Ausstellungen auszusprechen.

Aus den Fachverbänden wurden schließlich Spezial-Zuchtgemeinschaften (SZG), die je nach

Rasse z.B. wie folgt genannt wurden:

"Spezial-Zuchtgemeinschaft Deutsche Schäferhunde in der Vereinigung der gegenseitigen

Bauernhilfe (BHG)-Zentralverband"

In dieser Zeit gaben viele SZG eigene Mitteilungsblätter über ihre jeweilige Hunderasse

heraus. Allerdings mussten diese Blätter schon bald wieder eingestellt werden, weil die SZG

nicht das notwendige Papierkontingent zugeteilt wurde, so dass die Schriften nicht mehr er-

stellt werden konnten. Derartig eigenverantwortlichen Schriften wurden aber auch von den

Funktionären der Dienstaufsichtbehörde des VdgB nicht gerne gesehen, so dass die nicht aus-

reichende Papierkontingente nicht nur an der Rohstoffknappheit lagen. Die Mitteilungs-

blätter wurden durch die von der Dachorganisation herausgebrachte Zeitschrift "Der Hund",

die ab 1952 für alle Rassehunde erschien, ersetzt.

Versammlung der VdgB-Massenorganisation

Während man noch in den Anfängen an einer Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen Zucht- und

Sportbetrieb interessiert war, wurde bald ein eigenständiges Zuchtbuch herausgebracht.

1948 wurde in der Ostzone wieder die erste Ausstellung durchgefühert. Ausstellungen und

Schauen mussten mit dem VdgB abgestimmt werden. Die Entfremdung oder Aufteilung zwischen

West und Ost begann.

1952 wurde die SZG dem Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK)

unterstellt und später dann im Jahr 1959 die Dienst- und Gebrauchshunde der Gesellschaft

für Sport und Technik (GST) zugeordnet. In der GST wurden alle Dienst- und Gebrauchshunde-

rassen zusammengefasst.



Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK)

Ende 1952 wurde der Zentralverband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter mit

Sitz in Berlin ins Leben gerufen. Die bis dahin bestehenden Organisationen, die "Klein-

gartenhilfe des FDGB" und der "Sektor Kleintierzucht in dem VdgB (BHG)", gingen im VKSK

auf.

Schon 1953 wurde der VKSK wieder aufgelöst vom Zentralkommitee der SED, weil es Meinungsver-

schiedenheiten zur Organisation des Verbands gab. Der Aufbau des VKSK beschränkt sich danach

auf Orts- und Kreisebene ohne Dachorganisation. Die Kreisverbände des VKSK wurden den

örtlichen Räten unterstellt und dort als juristische Person geführt.

Am 22. April 1959 stimmte das Zentralkommitee der Gründung des Zentralverbandes des VKSK zu.

Der zentrale Verband des VKSK gründete sich am 29. November 1959 erneut in Leipzig und ge-

staltete sich zentralistisch als eigenständige Organisation.

Der Verband gliederte sich in Betriebs- und Ortsgruppen, Kreisverbände und den Zentral-

verband. Neben der Sparte der Kleingärtner waren Fachsparten wie Rassegeflügel-, Rasse-

kaninchen-, Ziergeflügel-, Exoten- und Kanarien-, Edelpelztier-, Ziegen- und Milchschafe-,

Rassehunde- und Rassekatzen- und Bienenzüchter angeschlossen.

VKSK-Logo

Die Zentralisierungsbemühungen des gesamten Zucht und Ausbildungswesens wurde sehr

kritisch gesehen. Die Rassehundevereine befürchteten eine erhebliche Einschränkung ihrer

bisherigen Selbständigkeit und ihrere Mitspracherechte in einer Massenorganisation wie

den VKSK mit seinen zahlreichen Themen, für den die Rassehundevereine eher ein unterge-

ordnetes Thema waren. Man einigte sich daher darauf den VKSK als Dachorganisation anzu-

erkennen, aber auch darauf, dass die Spezial-Zuchtgemeinschaften, als Nachfolger der

Rassehundevereine, weiter bestehen bleiben mit dem Recht, ihre Zuchtbücher in Eigenregie

führen zu dürfen. Daher erfolgte folgende Zustimmungserklärung zur Eingliederung in den

VKSK:

"Die Kynologen der DDR stimmen der Bildung der neuen Massenorganisation unter der Voraus-

setzung zu, dass die züchterischen und organisatorischen Belange durch die Spezialzuchtge-

meinschaften absolut gewährleistet bleiben."

Am 22.04.1954 stimmte der Ministerrat der DDR per Verordnung der Gründung und den Aufgaben

des VKSK zu. Dies wurde wie folgt bewertet (Der Hund 6/1954):

"Vor allen Dingen wird durch die Verordnung anerkannt, daß die früher vorhandenen Zer-

splitterung auf dem Gebiet des Kleingarten- und Siedlungswesens und der Kleintierzucht

in der Deutschen Demokratischen Republik als eine der Vergangenheit angehörendes Übel

beseitigt ist. Groß ist der Gegensatz zum Westen unseres Verbandes, wo die Organisationen

der Kleingärtner und Kleintierzüchter in Hunderten von Verbänden und Grüppchen ein Leben

in Ohnmacht führen und keine Unterstützung durch den Bonner Staat erhalten. Deshalb sind

sie auch kaum zu Leistungen fähig."

Die Zentralisierung und Gleichschaltung in zentrale Organisationsstrukturen der DDR er-

innerte jedoch stark an die systematische Gleichschaltung während des Regimes der National-

sozialisten. Die Argumentation war identisch. Die Spezial-Zuchtgemeinschaften wurden zwar

anerkannt ähnlich der Fachschaften im Nationalsozialismus, aber die Eigenständigkeit und

Rechte wurden im folgenden immer mehr eingeschränkt.

Im Jahr 1955 wurden Finanzen, Inventar und Material sowie Zuchtbücher der SZG Schnauzer-

Pinscher beschlagnahmt. Die noch bestehenden Klubs und Hundevereine wurden zentralisiert.

Der Verband hatte als Massenorganisation der DDR folgende Aufgaben:

1. Kontrollfunktion: Kontrolle und Lenkung der Bevölkerung

2. Transmissionsfunktion: Bevölkerung für die Ziele der SED (Sozialistische Einheistpartei

Deutschland) mobilisieren und aktivieren

3. Interessenvertreteung

4. Identifikationsfunktion: Bevölkerung zur Konformität erziehen

5. Kaderbildung: Ausbildung und Implementierung staatstreuer Funktionäre in der Organisation

Der VKSK war in Sparten organisiert. Die Sparten wurden in Kreis- und Bezirksverbände zusammen-

gefasst. Höchstes Organ des VKSK war der Verbandstag.

Die Abschaffung der Organisation als Verein nach westlichen Muster war ein wesentlicher Schritt

zur Erziehung der Menschen in der DDR (Der Hund 7/1966):

"Die Überwindung des früheren vereinsmäßigen Denkens zeigt sich nicht nur in einer aktiveren

Teilnahme am Verbandsleben selbst, sondern vornehmlich in einer aufgeschlossenen Teilnahme

am politischen Geschehen unserer Zeit. Das spielt sich insbesondere in den Jahreshauptver-

sammlungen der Sparten wider. Das waren nicht mehr wie früher geschlossene Veranstaltungen,

sondern an ihnen nahmen viele Vertreter der Nationalen Front und der örtlichen Staatsorgane

teil, mit denen die Mitglieder berieten, welche Maßnahmen in den Gemeinden und Städten in

Angriff zu nehmen sind, damit unser sozialistisches Leben noch reicher und schöner wird."

Wie schön die Teilnahme von örtlichen Staatsorganen wirklich, war bleibt dahingestellt....

Die Leitung der Spezialzuchtgemeinschaften wurde faktisch entmündigt. Nur die fachliche

Arbeit verblieb bei der Leitung der SZG; der Einfluß auf organisatorische oder Mitgliederfragen

entfiel. Mitgliederlisten zu führen war der Leitung der SZG verboten.

Karl-Heinz Trautmann schreibt dazu:

"Ein immer kostenaufwendigerer Apparat gängelte uns mit zentraler Weisungsgewalt. Jeder

Antrag, jede Bestätigung, jede Mitteilung züchterischer Art ging auf dem Organisationsweg

durch die Instanzen der Kreis- und Bezirksleitungen zum Zentralvorstand umd kam auf diesem Weg

als Ablehnung oder Zustimmung zurück. Ein Aufwand, den wir finanziell tragen und hinnehmen

mussten."

In den mehrjährigen Jahresplänen hatte auch die Sparte der Rassehundezüchter Ziele zu erfüllen.

1966 war geplant bis 1970 die Zahl der Mitglieder jährlich um 5% zu erhöhen, die Zuchten zu

verbessern und den Export von Rassenhunden zwecks Devisenbeschaffung zu erhöhen.

Verbandstag des VKSK, 22.04.1977

1962 zählte der VKSK rund 850.000 Mitglieder und 1988 rund 1,5 Millionen Mitglieder.

Im VKSK wurden Mitte der 1980er Jahre 68 Hunderassen gezüchtet. Es waren allerdings nur die

Züchter im VKSK organisiert, die keine Dienst-, Gebrauchs- und Jagdhunde züchteten. Diese

Hunderassen wurden ab 1955-61 von der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) und von 1961-

1990 von der Sektion Dienst- und Gebrauchshundewesen (SDG) betreut. Die SDG war zwar organi-

satorisch eigenständig; war aber gegenüber dem VKSK rechenschaftspflichtig.

Der VKSK war noch 1974 bemüht die Mitglieder auf die DDR-Linie zu bringen, so dass diese sich

aus dem westdeutschen Vereinsdenken lösen konnten ("Der Hund" 2/1974):

"Immer mehr ist die politische Aufgeschlossenheit unserer Mitglieder zu spüren, ihre Distan-

zierung von überholten Klub- und Vereinsdenken, das Bekenntnis zur Politik unseres Arbeiter-

und-Bauern-Staates und die sich ständig vertiefenden freundschaftlichen Beziehungen zu den

Rassehundezüchter der sozialistischen Nachbarländer."

Es schien weiterhin --immerhin existierte die DDR schon 25 Jahre-- einen Bedarf zu geben, die

Mitglieder des VKSK aufzurufen sich der sozialistischen Staatsdoktrin anzuschließen. Beziehungen

zu Rassehundezüchtern in Westdeutschland waren kaum möglich. Importe von Rassehunden zur Ver-

besserung der Zucht waren ausschließlich aus den "sozialistischen Bruderländern" möglich. Ge-

nehmigungen zum Import von Rassehunden aus Westdeutschland wurden nur selten erteilt.

1973 wurde eine neue Rahmenzuchtordnung (RZO) durch den VKSK in Kraft gesetzt. Zielsetzung war

die Zuchtauswahl und -lenkung zu zentralisieren und zu vereinheitlichen. Dabei wurden Mindest-

und Maximalgrenzen festgelegt; z.B.:

-18 Monate als Mindestalter für Deckrüden großer Rassen,

-maximal 25 Deckakte für einen Rüden,

-Höchstalter zur Zuchtverwendung 8 Jahre bei Rüden und Hündinnen,

-Kupieren nur durch einen Tierarzt oder unter Aufsicht eines Tierarztes,

-Status als Züchter und Deckrüdenhalter nur bei mindestens 1 Jahr Mitglied einer SZG, um

sicher zu stellen, dass die notwendigen Grundkenntnisse der Rassehundezucht erlangt worden sind,

-Nachzuchtbeurteilung (NZB), Zuchttauglichkeitsprüfung (ZTP) und Körung sind bei allen Rassen

des VKSK verpflichtend einzuführen

-Festlegung Höchstpreis für den Welpen

Der VKSK gab Mitte der 1980er Jahre für Hundewelpen Höchstpreise mit 700 Mark vor, an denen

sich Hundekäufer orientieren konnten. Wenn man bedenkt, dass zu dieser Zeit der durchschnitt-

liche Bruttomonatsverdienst bei 850 Mark lag, war die Anschaffung eines Rassehundes ein

echter Luxus.

Die SZG des VKSK konnten im Rahmen dieser Vorgaben der RZO ihre Vorgaben definieren und als

Spezialzuchtordnung nach Genehmigung durch die zentrale Zuchtkommission festlegen. Die Bearbei-

tung dieser Spezialzuchtverordnung durch die SZG verlief jedoch sehr schleppend.

Für die Hundezucht wurde die Nachzuchtbeurteilung (NZB) eingeführt. Die Ergebnisse ergaben eine

Erbwertanalyse der Vater- und Muttertiere. Die jährlichen Nachzuchtbeurteilungen in ihrer Ge-

samtheit und auch die Vererbungsergebnisse aller Rüden wurden jährlich gedruckt und allen

Mitgliedern zugänglich gemacht.

Rüden-Nachzuchtbeurteilung Schnauzer/Pinscher aus dem Jahr 1979

Die Zucht von Rassehunden war nur Mitgliedern des VKSK, die mindestens ein Jahr Mitglied

waren, gestattet. Alle anderen Züchter ausserhalb des VKSK waren Schwarzzüchter und machten

sich strafbar. Aussteller musste nach der Ausstellungsordnung (1975) Mitglied des VKSK sein.

Problematisch für den VKSK war, dass die Abnahme einer Begleithundeprüfung für die VKSK-

Rassen kaum noch möglich war. Die Einführung der Begleithundeprüfung für den VKSK war zurück-

gestellt worden, es gab kaum ausreichend Plätze und Richter zur Abnahme der Prüfung. Bei der

SDG in den Gebrauchshundeklasse konnte eine Begleithundeprüfung abgelegt werden, aber nur

wenn die SDG ihre Zustimmung gab. Der Hundesport für VKSK Rassen war extrem schwierig zu

realisieren.

Die SZG des VKSK wurde 1975 zurechtgestutzt. Die neue SZG Richtlinie des VKSK vorgestellt

vom Mitglied des Zentralvorstandes und Obmann der zentralen Zuchtkommission Dr. Horst Lehmann

stellt dies wie folgt dar (Der Hund 04/1975):

"Die Spezialzuchtgemeinschaften sind Kollektive von Mitgliedern innerhalb unseres Verbandes,

um den züchterischen Interessen durch langfristige Zuchtprogramme, zuchtlenkende Maßnahmen

usw. besser zu entsprechen. Sie können und dürfen daher keine Leitungsfunktion ausüben, sind

keine wählbaren Leitungs- und Kontrollorgane im Sinne unseres Verbandes."

Der VKSK und die von ihm installierten Bezirks- und Kreisleitungen übernahmen immer mehr

auch in züchterischen Fragen die Kontrolle.

Danach hat die SZG als Kollektiv von Mitgliedern des VKSK nur noch eine unspezifische be-

schriebene züchterische Aufgabe. Selbst die Obleute der SZG wurden inzwischen von den

Funktionären des VKSK ernannt; gewählt wurde hier nicht mehr.

Wesentlicher Bestandteil war die Nachzuchtbeurteilung (NZB), die in den 70er Jahren beginnend

auch für die VKSK Rassen durchgeführt werden sollte. Die Zuchtwarte konnten Deckrüden, die

nicht als geeignet erschienen, ablehnen.

In den 80er Jahren nahm die Berichterstattung in der Zeitschrift "Der Hund" zu politischen

Themen erheblich ab. Es gab zwar immer noch Solidaritätsaktionen für die sozialistischen

Bewegungen in Äthiopien und Jemen, um in diesen Ländern "die Bürden der koloninalen Unterdückung

durch das imperialistische Joch verschwinden" zu lassen oder Kommentare zu dem "Heldenmut

sowjetischer Menschen". Aber die Agitationen insbesondere gegen Westdeutschland nahm erheblich

ab. Es wurden auch wieder mehr Beiträge zu kynologischen Themen veröffentlicht.

Ende 1989 und Anfang 1990 wurde auch der VKSK von den demokratischen Bewegungen in der DDR

erschüttert. Die Diskussion zur Zukunft des Rassehundesportes im VKSK nahm schnell an Fahrt auf.

Die Neugestaltung der Rassehundezucht, des Hundesportes und des Jagdhundewesens sollte in einem

unabhängigen zentralen Verband stattfinden. Erste Ideen zur Gründung eines Kynologen-Verbandes

in der DDR waren auf dem Tisch. Diese Gründung wurde aber nicht vollzogen. Mitte 1990, als

absehbar war, dass Ost- und Westdeutschland wiedervereinigt werden, übernahm der VDH die Regie

und bot allen DDR-Rassehundevereinen, die inzwischen zahlreich gegründet worden waren, die

Mitgliedschaft an.

Nach der Wiedervereinigung löste Der Außerordentliche Verbandstag vom 27. Oktober 1990 in

Berlin die Organisation VKSK zum 31. Dezember 1990 auf.



Gesellschaft für Sport und Technik (GST)

Im November 1955 wurden die Jagd-, Dienst und Gebrauchshunderassen aus dem VKSK ausge-

gliedert und der Sektion "Dienst- und Gebrauchshunde" in der Gesellschaft für Sport

und Technik (GST), einer vormilitärischen Massenorganisation der DDR mit dem Auftrag

der ideologischen und patriotischen Erziehung, zugeordnet.

GST-Logo

Die GST wurde am 07.08.1952 gegründet. Eine wesentliche Aufgabe der GST bestand darin

die jugendlichen Mitglieder auf ihren Militärdienst in der Nationalen Volksarmee (NVA)

vorzubereiten. In der GST wurden die Sportarten Motorsport, Schießsport, Geländesport,

Seesport, Flugsport, Nachrichtensport und Modellsport betrieben.

Am 14.10.1955 beschloss per Verordnung der Ministerrat der DDR, dass auch tierische

Sportarten in der GST übernommen werden sollten. So wurde der Pferdesport, Brieftauben-

sport und der Hundesport --hier nur die Dienst- und Gebrauchshunde-- jetzt unter der

Dachorganisation der GST betrieben.

Geschäftsstellen und Zuchtbuchstellen, die die Spezialzuchtgemeinschaften der Dienst-

und Gebrauchshunderassen noch unter der Dachorganisation VKSK eigenständig führen

konnten, wurden von der GST aufgelöst. Die Dokumente und Unterlagen wurden beschlag-

nahmt und das Vermögen der SZG, die jetzt Mitglied der GST waren, wurde eingezogen.

Die Verbindung zu Westdeutschland im Zuchtbuchwesen wurde vollständig gekappt. Es

wurde ein zentrales Zuchtbuch beginnend mit der Nr. 1 eingerichtet.

Die Spezial-Zuchtgemeinschaften blieben erhalten und bekammen den Zusatz GST, z.B.

"Spezialzuchtgemeinschaft Deutsche Schäferhunde der GST". Die Hunderassen, die in der

GST betreut wurden, waren als Jagd-, Dienst- und Gebrauchshunde klassifiziert. Zu

diesen Rassen zählten z.B. Deutscher Schäferhund, Airedale Terrier, Riesenschnauzer,

Boxer, Dobermann, Dalmatiner, Deutsch-Drahthaar und Teckel.

Die Spezialzuchtgemeinschaften der GST sollten die Vertretung in Fachangelegenheiten

sein und unterstanden der Sektion für Hundesport beim Zentralvorstand der GST. Nur die

Mitgliedschaft in der GST berechtigt zur Teilnahme an Schauen, Ausstellungen, Körungen

usw..

Die Leitung der Spezialzuchtgemeinschaft (SZG) der GST setzt sich zusammen aus Obmann,

Stellvertreter, Zuchtrichterobmann, Hauptzuchtwart und Leistungsrichterobmann. Die Ämter

können gewählt werden mit Ausnahme des Leistungsrichterobmann, der von der GST eingesetzt

wird. Die GST besetzte bei Einrichtung der SZG alle Leitungspositionen "vorläufig", danach

sollte von den Mitgliedern die Ämter der Leitung "gewählt" werden. Die Erstbesetzung durch

die GST war natürlich gewünscht und wurde in vielen darauffolgenden Wahlen auch bestätigt.

Hauptaufgabe der SZG war die "Lenkung und Leitung der Zuchtarbeit". Auch in dieser Aufgabe

wurde die Leitung der SZG durch die GST intensiv betreut, um die SZG auf GST-Linie zu

bringen.

Die GST übernahm 1956 die Zeitschrift "Der Hund" und führte diese unter ihrer Regie fort.

Die GST richtete 1958 eine zentrale Zuchtbuchstelle ein, so dass es für die Jagd-, Dienst-

und Gebrauchshunderassen keine spezifischen SZG-Zuchtbücher mehr gab und die SZG in der

Zuchtbuchfrage gegenüber der zentralen Zuchtbuchstelle der GST nicht mehr weisungsberechtigt

war. Die zentrale Zuchtbuchstelle in Halle führte die statistische Registrierung von erb-

biologischen Erscheinungen und über den Zuchtwert der Eltern-Tiere durch. Sie trug die An-

gaben über erfolgte Leistungsprüfungen, erhaltene Ausstellungsprädikate, Zuchttauglichkeits-

prüfungen, Nachzuchtbeurteilungen, und Körungen ein. Diese zentral gesammelten Daten standen

den Spezialzuchtgemeinschaften zur Nutzung zur Verfügung. Die GST hatte zum zentralen Zucht-

buch folgende Sicht (Der Hund, 4/1959):

"Die Zuchtbuchstellen hatten immer eine Schlüsselstellung in den Hundesport betreibenden

Organisationen. Um ihren Besitz und zur Sicherung ihres Geltungsbereiches sind nicht selten

in der Vergangenheit bis zur internationalen Ebene Machtkämpfe ausgetragen worden. Das ist

aus Drucksachen früherer Zuchtverbände zu entnehmen. Aus eigenem Erleben wissen viele Werk-

tätige, daß frühere Zuchtbuchstellen vorzugsweise bürgerlich eingestellte Kreise be-

günstigen....Es hat sich gezeigt, daß dort, wo die Zuchtbücher noch dezentralisiert geführt

wurden, lebhafte eigenmächtige Westverbindungen bestanden haben. Einige dieser Zuchtbuch-

stellen hatten den Charakter von Filialen westdeutscher Zuchtbuchstellen und damit west-

deutscher Zuchtverbände. Es kann gesagt werden, daß die Zuchtbuchstelle die politische Auf-

gabe, die Zuchtbücher unter die Kontrolle unserer Organisation zu stellen, erfüllt hat.

Ein Mangel in der Zuchtbuchstelle ist es, dass die Zuchtbuchführer noch ungenügend zur

politischen Stärkung der Zuchtbuchstelle beigetragen haben. Dabei ist die politische

Festigung der Zuchtbuchstelle für die Weiterentwicklung des Dienst- und Gebrauchshunde-

wesens (und auch des Jagdhundewesens) von besonderer Bedeutung, denn es ist Aufgabe der

Zuchtbuchstelle, ihre Unterlagen auch politisch auszuwerten."

Insbesondere Verpaarungen mit "ausländischen" Hunden wurden streng beobachtet. Außerdem

sollten nur Hunde von GST-Mitgliedern in der Zucht Verwendung finden. Richtlinien, Zucht-

bücher und Zuchtbestimmungen sollten nur noch zentral von der GST als Drucksache zur Ver-

fügung gestellt werden. Alle anderen Drucksachen z.B. der SZG waren nicht mehr erlaubt und

wurden außer Kraft gesetzt.

Die SZG behielt die Aufgabe "die fachliche Anleitung der für ihre Rasse tätigen Zucht-

warte, die Schulung der Zuchtwarte, der Zuchtrichteranwärter und Zuchtrichter sowie der

Junghundbeurteiler" vorzunehmen. Aber auch innerhalb der Ortsgruppen der SZG --auch Grund-

organisation (GO) genannt-- sollte nicht nur Hundesport betrieben werden oder noch

"schlimmer" nur gemütlich zusammengesessen werden. Aus "Der Hund" 3/1959:

"Noch immer gibt es zahlreiche Grundorganisationen, die nach der Reorganisation des Hunde-

wesens in der DDR lediglich den Namen verändert haben, während sie ihrem Charakter nach

Vereine geblieben sind, in denen die kleinbürgerlichen Tendenzen der Vergangenheit nach

wie vor vorhanden sind. In diesen Grundorganisationen wird die Arbeit durch persönliche

Reibereien und Auseinandersetzungen über zweitrangige Fragen gehemmt. Die Ursache dafür

ist darin zu suchen, dass es in solchen Grundorganisationen in der Regel keine Diskussionen

zur Klärung politischer Probleme gibt. Dort dreht sich alles um Ausstellungen, Wurfein-

tragungen und geselliges Beisammensein und ähnliche Probleme. Ich bitte mich recht zu ver-

stehen. Wir sind nicht gegen Geselligkeit. Natürlich sollen die Hundesportler in ihren

Stützpunkten gemütlich beisammen sitzen und ihre Frauen hinzuziehen, die in den meisten

Fällen ohnedies die Pflege und Fütterung des Hundes übernommen haben. Wogegen wir uns

aber wenden müssen ist, dass die Frage der Geselligkeit zum Inhalt der Tätigkeit einer

Grundorganisation wird. In solchen Grundorganisationen werden unsere politischen Aufgaben

nicht erkannt, man kennt nicht den Weg zur Erfüllung unserer Aufgaben, die dem Dienst- und

Gebrauchshundewesen gestellt sind. Aus solchen Grundorganisationen kommen auch alle poli-

tischen Unklarheiten, mit denen wir noch zu kämpfen haben. Dort versteht man auch nicht,

dass die Tendenz, sich an westdeutsche Zuchtverbände anzulehnen oder sich ihnen gar unter-

zuordnen, der Festigung und Entwicklung unseres Arbeiter-und-Bauern-Staates Schaden zufügt.

Dort hat die Losung vom unpolitischen Sport ihren Nährboden, und damit wird dem feindlichen

bestreben, unsere Menschen von der aktiven Mitarbeit beim Aufbau des Sozialismus abzuhalten,

Hilfe gegeben."

Umzug der GST mit Teilnahme Hundesportler anläßlich des Kongresses der GST in Karl-

Marx-Stadt, 1956

Um sich ausschließlich dem Hundesport bzw. der Hundezucht zu widmen hatte man zu dieser Zeit

nur zwei Möglichkeiten. Entweder man trat der SZG nicht bei und organisierte sich im privaten

Rahmen oder die gesamte Grundorganisation widmete sich nur dem Hundewesen und beachtete die

Ideologisierungsversuche der GST nicht weiter. Die GST versuchte beide Möglichkeiten des

Entzugs vom Zugriff der GST zu verhindern. Private Hundesportler und Züchter ohne Mitglied-

schaft hatten keinen Zugang zu Ausstellungen, Wettkämpfen im Hundesport oder Zugang zu den

Zuchtbüchern. Mitglieder in den Grundorganisationen wurden verpflichtet sich den "politischen"

Diskussionen zu öffnen und hinsichtlich dieser Aktivität überwacht. Die GST hatte aber er-

hebliche Schwierigkeit die Basis in den Grundorganisationen zu erschließen und die sozia-

listische Erziehung des Hundesportlers zu erreichen.

Viele Hundesportler und Züchter, die jetzt in der GST organisiert werden sollten, waren

kritisch eingestellt und nicht bereit der GST beizutreten. Dazu schreibt die GST in

"Der Hund" 6/1956:

"Böse Zungen haben oft genug versucht und tun dies auch heute noch, die GST zu dis-

kriminieren. Die Träger dieser Zungen geben sich große Mühe möglichst viele Menschen

-vor allem aber die Jugendlichen- vom Eintritt in die GST abzuhalten. Damit geben sie

allerdings sehr deutlich zu erkennen, daß sie in der GST eine Gefahr für ihre eigenen

-auf die Schwächung unserer Politik gerichteten Pläne- sehen. Die noch vorhandenen

Mängel und Mißstände im Hundesport besonders auf örtlicher Ebene haben zweifellos dazu

beigetragen, daß eine Anzahl ehemals aktiver Hundesportler solchen schädlichen Ein-

flüsterungen Gehör geschenkt haben. Sie haben resigniert -und konnten damit den Feinden

unseres Arbeiter-und-Bauern Staates gar keinen größeren Gefallen tun. Resignation des

einzelenen, Nachlassen der Ausbildung, Desorganisation des Hundesportes -genau das ist

die Absicht jener Leute, die unsere Deutsche Demokratische Republik auf allen Gebieten

so schwach, wie nur irgend möglich sehen möchten."

Die Zeilen zeigen, dass die GST nur sehr schwer mit der Kritik der Hundesportler umgehen

konnte. Kritiker werden gleich auf die Ebene von Staatsfeinden gehoben; die darim mit-

schwingende Drohung ist sehr deutlich. Hundesportler in der Leitung der SZG, die als zu

kritisch eingestuft wurden, wurden von der Stasi (Staatssicherheit der DDR) überwacht,

wie sich nach der Wiedervereinigung zeigte, als man die Akten in den Stasi-Archiven fand.

Begründung der Stasi-Maßnahmen für das Anlegen der Stasi-Akte bei einigen Hundesportlern

war:

"Gründe für das Anlegen-Bei den in der Vorlaufakte zu registrierenden Personen handelt es

sich um negative Kräfte, die versuchen im Dienstgebrauchshundewesen der DDR hemmend auf

die sozialistische Entwicklung einzuwirken."

Diese Hundesportler wurden jetzt intensiv überwacht und mit informellen Mitarbeitern be-

spitzelt.

Trotzdem reisst die Kritik an der Organisation, Kommunikation und Zusammenarbeit des

Hundesport nicht ab.

Die GST tut sich schwer den Hundesport in ihrer Organisation zu integrieren. Die bei-

getretenen Mitglieder der GST zahlten häufig die Mitgliedsbeiträge nicht. Mitglieder der

Spezial-Zuchtgemeinschaften wollten nicht der GST beitreten trotz zahlreicher Aufrufe

in der Zeitschrift "Der Hund". Viele Hundesportler störten sich an der militärisch-poli-

tischen Ausrichtung und Zentralisierungsbemühungen der GST. Zahlreiche politische Beiträge

in der GST-Zeitschrift "Der Hund" mit Aufrufen zu den DDR-Wahlen oder zur Teilnahme an

militärischen Umzügen zum 1. Mai hatten wenig mit Hundesport und -zucht zu tun. Die GST

war bemüht ihre Mitglieder zu ideologisiern und hatte es dabei insbesondere auf die Jugend-

lichen in der DDR abgesehen. Unter Titeln wie "Auch Hasso will unseren Aufbau schützen"

wird insbesondere der Einsatz der Diensthunde im militärischen Bereich und für den inner-

deutschen Grenzschutz ideologisch instrumentalisiert. Diese Zielsetzung der GST "Erziehung

des Menschen" wurde offen proklamiert (Der Hund 8/1957):

"Die Entfaltung einer kühnen, ideologischen Offensive gegen alle bürgerlichen, pazi-

fistischen Einflüsse und gegen das Nursportlertum in der Organisation; die verstärkte

Propagierung der Militärideologie der Arbeiterklasse bei den Werktätigen und vor allem

unserer Jugend; ihre Erziehung zu Freunden unserer Nationalen Volksarmee und ihre Bereit-

schaft, ihre Reihen zu verstärken; enge Verbindung der patriotischen Erziehung mit der

Ausbildung."

Die politischen Beiträge dazu hatten oft eher ein niedriges Niveau (Der Hund 8/1957):

"Unsere Hunde sind nicht dafür da, die Atom-Bombenlager der Amerikaner in Westdeutschland

zu bewachen. Sie bewachen das Eigentum und das Leben der Werktätigen in unserer Republik;

sie bewachen Brücken und Eisenbahnanlagen vor Anschlägen imperialistischer Agenten."

Dagegen waren die unpolitischen fachlichen Beiträge zu Hundesport und -zucht in der GST-

Zeitschrift "Der Hund" oft auf einem sehr hohen Niveau. Die politischen Beiträge, die

wenig mit Hundesport oder -zucht zu tun hatten, nahmen aber immer mehr Platz in der

Zeitschrift "Der Hund" ein.

Sehr deutlich wird die GST in der Hund 4/1959 hinsichtlich der Ausrichtung des Hundewesens

--insbesondere des Dienst- und Gebrauchshundewesens--:

"Es kommt darauf an in unserer Organisation ideologische Klarheit über die Prinzipien des

Hundewesens in der DDR zu schaffen. Es muß herausgestellt werden, dass das Führen von Dienst-

hunden der Aufgabe dient, unsere bewaffneten Organe in jeder Weise zu unterstützen. Es muß

in der Zukunft allerorts eine engere Verbindung mit der VP (Anm.: Volkspolizei) bzw.

VP-Grenze (Anm.: Polizei für die innerdeutsche Grenze) hergestellt werden. Die Gewinnung

junger Kameraden für die NVA (Anm.: Nationale Volksarmee der DDR) aber auch von vorge-

bildeten Diensthundeführern, besonders für die VP-Grenze, ist eine ständige Aufgabe.

Klassenbewußte ältere Hundeführer sind als freiwillige VP-Helfer zu werben. Darüber hinaus

ist bei Hundeführern die Bereitschaft zu wecken, ihre Hunde zur Unterstützung der Sicher-

heitsorgane unserer Republik einzusetzen."

Neben der ideologischen Erziehung der Hundesportler, hatte die Hundeausbildung für die GST

auch eine zweckorientierte Ausrichtung, die zu der vormilitärischen Ausrichtung der GST

passt; den Einsatz der ausgebildeten Diensthunde bei der Polizei, beim Grenzschutz und

beim Militär.

Schule für Diensthundewesen dr GST in Biesenthal bei Berlin, 1956

Die GST richtete in Biesenthal in Berlin eine Schule für das Diensthundewesen, in der die

"Kaderentwicklung" im Gebrauchshundewesen betrieben werden sollte, ein. Die Kreise und

Bezirke sollten dazu Mitglieder entsenden, die nicht nur in der Ausbildung von Gebrauchs-

hunden geschult wurden, sondern auch auf politischem Gebiet "ausgebildet" wurden. Diese

Kader sollten dann in leitende Funktionen der Bezirke und Kreise der GST eingesetzt werden,

um die gesamte Organisation auf allen Ebenen mit geschultem Personal zu durchdringen. Diese

Idee wurde von den Bezirken und Kreisen, die das Personal entsenden sollte nicht ganz ernst

genommen. Die GST beschwerte sich über die mangelnde Motivation und ungeeigneten Kandidaten,

die entsendet wurden (Der Hund 6/1956), da "die Entsendeten der Meinung seien einen besseren

Urlaub zu verleben oder an der Schule ihren Hund zur Prüfung abzurichten zu können".

Die GST organisierte auch die Ausstellungen/Schauen der Dienst- und Gebrauchshunderassen.

Die erste GST-Schau fand in Dessau am 6.5.1956 statt mit 300 Dienstgebrauchshunden, von denen

alleine 160 Deutsche Schäferhunde waren.



Die Sektion Dienst- und Gebrauchshundewesen (SDG)

Am 31.10.1961 wurde die Sektion Dienst- und Gebrauchshundewesen (SDG) der GST in eine organi-

satorische Eigenverantwortung entlassen und unterstand nicht mehr der GST.

Die SDG bekamm eine eigene Satzung und die juristische und finanzielle Selbständigkeit. Auf

zentraler Ebene war die SDG jedoch dem Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter

(VKSK) unterstellt und rechenschaftspflichtig. Auf der Bezirks-, Kreis- und Ortsebene "erfolgte

die Anleitung ausschließlich durch die leitenden Organe der SDG der DDR".

SDG-Logo

Damit wird der SDG größere Freizügigkeit gewährt und die zentralistische Struktur hinsichtlich

der Eingliederung in der GST aufgehoben. Innerhalb dem VKSK --als staatliche Überwachungs-

institution-- war sie zwar rechenschaftspflichtig und behielt auch ihren erzieherischen Auftrag,

die Mitglieder der SDG zum sozialistischen Menschen zu erziehen; sie konnte sich jetzt aber

freier bewegen und selbständiger agieren. Das galt aber nicht für die SZG innerhalb der SDG.

Die SZG wurde durch die SDG noch enger geführt und verlor zunehmend auch Einfluss auf Hunde-

sport und Hundezucht. Insbesondere war die SDG --und nicht die SZG-- jetzt wieder für das Aus-

stellungswesen und den Veranstaltungen im Rahmen des Hundesports zuständig.

Die Auswahl der Leistungsrichter-Anwärter, ihr Einsatz zu den Anwartschaften, die Berufung der

Leistungsrichter, der Terminschutz für Leistungsprüfungen mit dem Einsatz der Leistungsrichter

wurde den SZG entzogen und von den Kreis- und Bezirksleitungen der SDG vorgenommen. Der bis-

herige Leistungsrichterobmann der SZG wurde damit überflüssig.

Dass die SDG die SZG nicht komplett abgeschafft hatte, hatte nur einen Grund, auf dem Gebiet

der Zucht fehlte der SDG die Kompetenz, die fast ausschließlich in den SZG vorhanden war.

2. Generalversammlung der SDG vom 15.06.1968

Die SDG erhält als höchstes Gremium ein Präsidium, welches auf der Generalversammlung gewählt

wurde. Die gewählten Mitglieder des Präsidiums (Präsident, Vizepräsident, Generalsekretär,

Schatzmeister usw.) müssen jedoch abschließend vom VKSK bestätigt werden.

Die untergeordneten Leitungen der SDG entsprachen dem politischen Aufbau der DDR. Es gab 15

Bezirke und in jedem Bezirk 10-15 Kreise. Die Bezirks- und Kreisleitungen waren dem Präsidium

der SDG untergeordnet. Die Besetzung der Leitungen auf Kreis- und Bezirksebene wurde nicht nach

fachlichen Kriterien durchgeführt; entscheiden war die politische Gesinnung bei der Vergabe

dieser Ämter.

Die SDG war auf den Leitungsebenen und im Präsidium von der Stasi sowohl personell als auch

administrativ durchsetzt. Es gab hauptamtliche und informelle Mitarbeiter der Stasi in den

Bezirks- und Kreisleitungen. Der Vorsitzende der zentralen Revisionskommission der SDG war ein

Offizier der Staatssicherheit. Einige dieser Führungsebene waren nach der Wiedervereinigung

auch in Leitungsfunktionen der wieder zusammengeführten Rassehundeverbände aktiv.

Die wichtigste Publikation der SDG bleibt die Zeitschrift "Der Hund", die jetzt nicht mehr von

der GST sonden vom Deutschen Bauernverlag herausgegeben wird.

Beitrags-Briefmarke der SZG Schäferhunde

Ein besonderes Augenmerk legte die SDG auf den Deutschen Schäferhund. Ihr Ziel bestand

darin, gut ausgebildete, charakteristische Hunde zu züchten um die Polizei und andere

Organe der DDR sowie ihrer "Bruderländer" damit auszurüsten.

Da die Mitgliederzahlen der bisherigen Diensthunderassen nicht ausreichten, wurden weitere

Hunderassen, die nur entfernt etwas mit Hundesport im Sinne eines Dienst- und Gebrauchshundes

zu tun hatten, der SDG zugeordnet. So wurden ca. 12 Hunderassen von der SDG betreut, darunter

waren neben typischen Diensthunden, wie den Deutschen Schäferhund und dem Riesenschnauzer, auch

Doggen, Dalmatiner, Neufundländer, Landser etc..

Neue Mitglieder konnten noch direkt von den Ortsgruppen/Grundorganisationen der SZG aufgnommen

und betreut werden, allerdings flossen die Mitgliederbeiträge direkt an die SDG. Von dort

wurden die von den SZG beantragten Geldmittel verteilt und genehmigt.

Die Unterstützung der zentralen SDG-Leitung wurde von den SZG weiterhin kritisiert. K.H. Traut-

mann der Hauptzuchtwart der SZG Riesenschnauzer schreibt (Der Hund 2/1963):

"Ebenso wie im Jahr zuvor, wurde die DDR-Siegerausstellung der Sektion Diensthundewesen auch

im Jahre 1962 zu einer Seperatausstellung der einzelnnen Spezialzuchtgemeinschaften der Sektion.

Weder bei der Vorbereitung noch bei der Durchführung dieser DDR-Siegerschau war eine Unter-

stützung der zentralen Sektionsleitung zu spüren."

Die organisatorischen Mängel innerhalb der GST setzten sich in der SDG fort. Die SZG im Bereich

Dienst- und Gebrauchshunde war auf sich allein gestellt auch bei der Veranstaltung derartiger

großen Ausstellungen. Die Aufgabenverteilung auf den verschiedenen Ebenen der SDG war unklar.

Die Fluktuation insbesondere auf der zentralen Ebene der SDG war erheblich und führte dazu,

dass sich die Struktur und Organisation noch nicht gefestigt hatte.

Innerhalb der SDG gab es eine zentrale Zuchtbuchstelle in der alle SDG-Rassen zentral erfasst

wurden. Die Zuchtbuchstelle wurde in den 60er Jahren in Halle-Kreuzvorwerk etabliert. Die Wurf-

einträge, Nachzuchtbeurteilungen, Zuchttauglichkeitsprüfungen, Körungen, briefliche Anfragen

und Anträge auf Zwingerschutz wurden aufgrund der erfahrenen Leiterin Holzschuh sehr schnell und

strukturiert bearbeitet.

Die Zucht von Dienst- und Gebrauchshunden für den Export nahm kontinuierlich zu. Die Nachfrage

aus dem Ausland konnte Anfang der 60er Jahre nicht mehr gedeckt werden. Die Wurfzahlen wurden

in den Jahresplänen, die die Wirtschaftsleistung der DDR planten, miterfasst.

Auch die Futterfleischversorgung für die Hunde war Anfang der 60er Jahre immer noch ein Problem.

Futterfleisch durfte nur noch in der Forellen- und Edelpelztierzucht verwendet werden. Dem Hunde-

sportler in der ehemaligen DDR stand keine riesige Futtermittel -und Zubehörindustrie zur Seite.

Es musste viel improvisiert oder handgemacht werden. Gefüttert wurde zum größten Teil Fleisch ,

Haferflocken und Gemüse sowie das was vom eigenen Essen übrig war. Die Futterfleischversorgung

wurde dann in die zentrale Jahresplanung im Jahr 1963 mit aufgenommen; konnte aber weder hinsicht-

lich des Trocken- oder Dosenfutters ausreichend produziert werden.

Sportanlagen und Spartenheime entstanden meist in Eigenregie was den Hundesportlern, wegen

Baustoffmangel, ein hohes Maß an Improvisationstalent abforderte. Die Hundesportler waren

in ihren Sektionen ortsgebunden , d.h. sie konnten nicht einfach zwischen den Ortsgruppen/Grund-

organisationen (GO) hin und her wechseln.

Der Besuch von Wettkämpfen ausserhalb des jeweiligen Ortes musste organisiert werden, da

den Hundesportlern nur die gemeinsahme Anreise mit LKW oder Bahn möglich war. Wollte

man mit dem Hund den Bezirk verlassen, musste der Hund erst einem Amtstierarzt vorgestellt

werden. Da der Hundesport staatlich organisiert war, wurde man frei gestellt von der Arbeits-

stelle.

Die Hundesportler wurden des öfteren zu Einsätzen zur Erhaltung der öffentlichen Ordnung

und Sicherheit hinzugezogen (z.B. zur Sicherung von Bahnhöfen bei Fußballspielen). Viele

der Hundesportler waren bei der Polizei bzw. Hilfspolizei.

Die Anforderung an einen Diensthund wurden klar formuliert: (Der Hund 4/1966):

"Er muss seinen Hundeführer, wenn notwendig, schützen. Diese Forderung beruht auf gute Schärfe,

Härte, vorhandener Schutztrieb, einfach daraus, dass er beißen soll. Eine nächste Forderung ist

eine gute Nasenveranlagung, die aufgrund der Entwicklung und der ehemaligen Lebensbedingungen

des Hundes vorhanden ist. Unterschiedlich ist natürlich die Empfindlichkeit der Geruchsorgane.

Andere Forderungen sind gute Führigkeit bei der Verwendung als Blindenführhund oder beim Ge-

brauch an der Herde."

Der Hund sollte einen "Gebrauchswert" haben. Dieser Gebrauchswert stand an erster Stelle und

wurde im Rahmen des Hundesports und Hundezucht ständig überprüft. Die Kritik richtete sich

zunehmend an eine praxisfremde Ausbildung. Die Prüfungsordnung sollte geändert werden, um die

Ausbildung entsprechend anzupassen.

Anzeige der Nationalen Volksarmee (NVA) in "Der Hund" 4/1967

Dazu schrieb der frühere DDR-Hauptzuchtwart für Deutsche Schäferhunde Werner Dalm:

"Der Ost-Schäferhund wurden zum allergrößten Teil für unsere Mitglieder, Züchter und Liebhaber

gezüchtet. Nur alles, was wir für die Zucht nicht gebrauchen konnten, wurde der Polizei, Grenze

usw. angeboten. Insofern haben die nur den Abschaum bekommen. Allerdings mußten diese Hunde gut

beißen und im Wesen gut sein, sonst wurden sie nicht genommen..... Nicht die Spezialzuchtgemein-

schaft (SZG) der DDR war paramilitärisch formiert, sondern die Dachorganisation, der die SZG

unterstellt war, besonders die letzte, die Sektion Dienst- und Gebrauchshunde (SDG). Die SZG wurde

gerade noch geduldet, weil die 'oben' (stasigesteuerten) von der Zucht keine Ahnung hatten,

brauchten sie die SZG noch. Aber wie sich die Dachorganisationen entwickelt hatten, wurde der

SZG ein Recht nach dem anderen weggenommen. Zuletzt hatten wird kaum noch über die eigene Rasse

was zu sagen."

Teilnahme der SDG-Hundesportler an der Maidemonstration 1970

So machte sich die SDG Anfang der 70er Jahre daran auch die letzten Zuständigkeiten der SZG zu

entziehen und zu zentralisieren (Der Hund 6/1973):

"Die SZG werden sich künftig nicht mehr Problemen der Organisation, der Beitragskassierung, mit

Erziehungsmassnahmen oder mit der Organisierung und Durchführung von Veranstaltungen zu beschäf-

tigen haben, sondern können ihre ganze Kraft für die quantitative und qualitative Entwicklung

ihrer Rassen einsetzen. Alle Obleute arbeiten in der 'ZFK Spezialzuchtgemeinschaften' und alle

Hauptzuchtwarte in der 'ZFK Zucht' mit. Dort erhalten sie Anleitung und Unterstützung, beraten

sie gemeinsam mit den anderen SZG über notwendige Maßnahmen der effektiveren Zuchttätigkeit. In

sozialistischer Gemeinschaftsarbeit werden Beschlußvorlagen für das Präsidium erarbeitet, Er-

fahrungen ausgetauscht und Festlegungen kontrolliert."

Die Grundorganisationen (GO) --vergleichbar mit Ortsgruppen-- war die Basis der SZG. Nach der

Neuordnung konnte sich jedes Mitglied der SDG bei eine GO anmelden unabhängig welche Hunde-

rasse er hatte. Der Widerstand der GO für Dobermänner und Deutsche Schäferhunde dagegen, auch

Besitzer anderer Rassen in die GO aufzunehmen, wurde von den Kreis- und Berziksleitungen, die

jetzt für die GO zuständig waren, gebrochen mit dem Argument der SDG: "Im Mittelpunkt unserer

Arbeit steht der Mensch und nicht der Hund". Die GO wurde dadurch verwässert und war nicht mehr

konkret einer Hunderasse bzw einer SZG, die immer noch rassespezifisch aufgestellt war, zuzuordnen.

Der Kontakt der SZG zu den GO wurde ebenfalls gekappt, weil die Beitragszahlung und die Kommuni-

kation nur noch im direkten Austausch zwischen GO und SDG bzw deren Bezirks- und Kreisleitungen

stattfand. Es war nicht mehr klar, welche Aufgabe, die SZG der SDG noch hatte. In Kommentaren

wird von "Facheinrichtungen" und der Zuwendung zu "Zuchtproblemen" gesprochen.

Mit Wirkung vom 01.01.1974 wurde damit den SZG die letzte Eigenständigkeit genommen.

Im Jahr 1974 hatte die SDG ca. 23.000 Mitglieder.

Die Zielsetzung der SDG im Rahmen des Hundesports bzw. der -zucht passte sich der neuen Aus-

richtung an. In den 70er Jahren wurde die Haltung von Hunden immer beliebter. Es musste aber

weiterhin der Nützlichkeitsaspekt aus Sicht der sozialistischen Lenkung erfüllt werden. Dieser

Bestand jetzt darin, dass sich die "Werktätigen" in ihrer Freizeit mit dem Hund erholen konnten,

damit sie in den "Betrieben" der DDR gute Leistungen zeigen konnten. Damit war der Nützlichkeits-

aspekt der DDR zum Thema Hund befriedigt; Der Hund 3/1977:

"Diese Aufgabe werden wir (gemeint ist die SDG), gestützt auf die Initiative und Tatkraft der

Mitglieder unserer Organisation verantwortungsbewußt verwirklichen. Darin besteht aber auch ein

Kernproblem die politisch-ideologischen Arbeit unserer Mitglieder in den Leitungen unserer Orga-

nisation in Vorbereitung der 4. Generalversammlung, das wachsende sozialistische Bewußtsein, die

höhere gesellschaftliche Aktivität und den sozialistischen Gemeinschaftssinn der Mitglieder in

allen Grundorganisationen so zu fördern, dass zunehmend unsere Sportfreunde in ihrer Freizeit

bei der Verwirklichung ihrer vielseitigen persönlichen Interessen und Neigungen in der züchte-

rischen und abrichtetechnischen Betätigung eine gute Erholung und niveauvolle Entspannung finden

und damit neue Kräfte schöpfen für die Arbeit in ihren Betrieben und Einrichtungen und dass sie

zugleich in der Gemeinschaft der Grundorganisation in ihrer Freizeit gesellschaftlich nützliche

Arbeit leisten."

Nützlich muss es sein !

Die Zeitschrift der SDG "Der Hund" war auch in den 60er und 70er Jahren voll mit politischen ,

Agitation, die eher wenig mit dem Thema Hund zu tun hatte. So wurde der Vietnamkrieg, der

Aufbau des Sozialismus, der "Bonner Unrechtsstaat", die "Aggression" Israels gegen arabische

Staaten und die Anerkennung der DDR als souveräner Staat ausführlich in "Der Hund" diskutiert.

Der Hund 1/1974:

"Die Rassehundezüchter unserer Republik bekunden in Protestresolutionen zum Krieg in Vietnam,

zum Miltärputsch in Chile und zur Aggression Israels gegen arabische Staaten ihren politischen

Standpunkt. Sie übten tätige Solidarität, indem sie dem Aufruf der Zuchtkommission folgend über

2.000 Mark auf das Solidaritätskonto überwiesen."

Der Erziehungsauftrag der SDG, die Vorzüge des Sozialismusses zu vermitteln, war auch in den 80er

Jahren ein wesentlicher Bestandteil des Hundesportes in der DDR (Der Hund 3/1981):

"Ein entscheidendes Anliegen gleich hoher wachsender politisch-ideologischer Arbeit eines Funk-

tionärs muss es sein, im politischen Gespräch mit unseren Sportfreunden die Vorzüge und Werte

des Sozialismus und seine Übelegenheit über das menschenfeindliche System des Kapitalismus immer

wieder bewußt zu machen."

Mit der Wende 1989 kam es auch zu Diskussionen über die Zukunft der SDG. Auf der Präsidiums-

sitzung am 16.12.1989 wurde Kritik geübt an den Methoden des Führungsstils, Reglementierungen,

Kompetenzlosigkeit und schlechte Finanzarbeit der SDG-Führung. Das Vertrauen an die alte Führung

war auf dem Tiefpunkt. Die SDG-Präsidium trat zurück und ein Arbeitssekretariat sollte ein

zukünftiges tragfähiges Konzept erarbeiten bis zur nächsten Außerordentlichen Generalver-

sammlung.

Die ersten Ideen zur Organisationsveränderung war die Bildung einer selbständigen kynologischen

Organisation in der DDR, die dem VKSK kooperativ angeschlossen werden sollte. Es waren selb-

ständige Vereine mit rassespezifischen züchterischen bzw. hundesportlichen Aufgaben vorgesehen.

Bald jedoch sollte sich die SDG komplett vom VKSK lösen und selbständig werden. Parallel wurde

der SGSV - Schutz- und Gebrauchshundesportverband gegründet.

Die Leitung der neuen DDR-Organisation sollten Fachleute und nicht Parteikader übernehmen. Es

sollten wieder einzelne unabhängige Rassehundeklubs gegründet werden. Die Diskussionen zur

Neuausrichtung Anfang des Jahres 1990 beschäftigten sich verstärkt damit, wie die bisherigen

Strukturen in neue Organisationsformen überführt werden können. Die alten Führungsebenen und

Funktionäre hatten dabei nicht mehr so viel mitzureden. Die bisherige Reglementierung der

Züchter inhaltlich durch die ZTP und neuen zentral verfügten Standardinterpretationen und

persönlich durch die Entmündigung als Bittsteller und Beantragern wurde nicht mehr akzeptiert.

Die ersten Vorschläge nicht eine neue spezifische DDR- Organisationen zu gründen sondern die

Organisation in den bestehenden Rassehundeklubs Westdeutschlands zu integrieren wurden immer

lauter.

Die SDG bestand bis 13.01.1990.



3. Die Nachzuchtbeurteilung und das Wermeßziffer-System in der DDR

Anfang der 50er Jahre wurde von der SZG Schäferhunde die Nachzuchtbeurteilung (NZB) eingeführt.

Im Laufe der folgenden Jahre wurde diese NZB auch bei allen anderen SZG eingeführt; z.B. SZG

Deutsche Pudelzüchter (seit 01.01.1970) oder SZG Deutsche Wachtelhunde (seit 1958).

Die Nutzung der Nachzuchtbeurteilung geht davon aus, dass für die Zucht die Nachkommenschaft

ebenso wichtig wie der Abstammungsnachweis ist. In den Nachkommen, die unter verschiedenen

Verhältnissen aufwachsen, wird offenbar, was erblich und nicht erblich ist. Da Rüden

häufiger als Hündinnen eingesetzt werden, haben diese auch mehr Nachkommen, aus denen dann

mit höherer Sicherheit die vererblichen Anteile ableitbar sind. Wenn der Rüde bei unter-

schiedlichen Hündinnen eingesetzt wurde, kann sein Erbwert, also die Bestandteile, die der Rüde

mit hoher Wahrscheinlichkeit vererbt, sehr genau identifiziert werden.

Die züchterische Auslese findet auf Basis der Nachkommen des Rüden statt. Dabei wird

auf bestimmte Verbesserungen bzw. Verschlechterung geachtet, denn es gibt Zuchttiere, die für

ein Merkmal eine Verbesserung generieren und für ein anderes Merkmal eine Verschlechterung.

Ausschlaggebend ist bei dieser Methode der Phänotyp eines Hundes und seiner Nachkommen, da

über den Genotyp zu wenig bekannt ist. Nur durch die phänotypische Beurteilung der Zuchtiere

und deren Nachkommen kann man auf den Genotyp zurückschließen.

Jeder Hund mit Mindestalter von 9 Monaten wurde in der DDR für die Nachzuchtbeurteilung heran-

gezogen. Der festgelegte Standard, die Hunde sollten einem bestimmte vorgegebenen Standard nahe-

kommen, und die Gesundheit (in der DDR wurde hier auf HD, Prämolarenverlusten, Pigmentmängel und

Wesensmängel geachtet) der Zuchttiere wurde anhand der Beurteilung der Nachkommen gemessen.

Die DDR startete schon Anfang der 50er Jahre mit der Ausbildung von Nachzuchtbeurteilern, um

sie für die Nachzuchtbeurteilung (NZB) zu qualifizieren. Die Funktion und das Können eines

Nachzuchtbeurteilers war eine Vorstufe zum Zuchtrichter. Die besten Nachzuchtbeurteiler wurden

dann als Zuchtrichter ausgebildet.

Damit möglichst viele Nachkommen auf den Veranstaltungen zur NZB vorgestellt wurden, gab es

die Ahnentafel dieser Hunde erst, wenn sie eine derartige NZB besucht haben. Solange gab es nur

eine Eintragungsbescheinigung; aber keine Ahnentafel:

Eintragungsbescheinigung von Elfa vom Moosgrund; 01.08.1977

Zur Beurteilung auf der NZB-Veranstaltung hatte der Nachzuchtbeurteiler 2 Boniturkarten für

Vater- und Muttertier, auf der alle wichtigen körperlichen und wesensmäßigen Merkmale der

jungen Nachwuchsunde festgehalten wurde.

NZB eines Deutschen Pinschers "Elfa vom Moosgrund" vom 20.05.1978

Zunächst wurden die eindeutig feststellbaren Punkte vom Nachzuchtbeurteiler festgehalten:

Vollzähligkeit des Gebisses, Haarbeschaffenheit, korrekter Stand der Ohren und Vorhandensein

beider Hoden beim Rüden. Das Wesen der vorgestellten Hunde wurde mit einer Wesensziffer notiert.

Hinsichtlich des anatomischen Aufbaues der Nachkommen wurde das Wertmeßziffer-Verfahren ver-

wendet. Alle diese Merkmale wurden auf den Boniturkarten der Vater- und Mutterkarte festge-

halten.

Die Auswertung der Karten werden zunächst für die Vererbung des Rüdens ausgewertet, da die Aus-

sagen zur Vererbung bei einem Rüden aufgrund seiner größeren Nachkommenschaft sicherer sind.

Der Rüde trifft dabei auf unterschiedlich veranlagte Hündinnen, so dass im Mittel eine Aussage

über die Vererbungsanteile des Rüden möglich sind. Die von einem Vaterhund vererbten Prozent-

sätze bestimmter Erbmängel werden mit denen der gesamten Population in einem Zuchtjahr ver-

glichen und daraus Rückschlüsse auf seinen Zuchtwert gezogen.

Die meisten Züchter ließen sich dann auf Basis der Nachzuchtbeurteilung von Nachzuchtbeurteilern

oder Zuchtrichter bei der Rüdenauswahl beraten. Die Ergebnisse der NZB wurden veröffentlicht.

Daneben gab es für den Hundesport das Wertmeßziffer-System zur Kennzeichnung von Form und Leistung

des Hundes. Es wurde zuerst 1950 von der SZG Schäferhunde eingeführt und später von den anderen

Gebrauchshunderassen übernommen.

Die Grundlagen des Wertmeßziffersystems stammen aus der landwirtschaftlichen Nutztierzucht und

wurde von Kynologen der Rasse Deutscher Schäferhund weiter entwickelt. Im Rahmen einer Schulung

des Zuchtverbandes Deutsche Schäferhunde in der DDR im März 1950 an der Zucht- und Leistungsrichter

teilnahmen, wurde das Wertmeßziffer-Verfahren in die Satzung aufgenommen und verabschiedet. Diese

Bewertungsmethode wurde (nicht nur) bei den Gebrauchshunden in der DDR bis zur Wende im Jahr 1990

beibehalten.

Die Wertmeßziffer macht Aussagen zum Körperbau des Hundes und zu seinem Wesen. Die Wertmessziffer

wird nach Vergabe ein ständiger Begleiter der Zuchttiere. Sie wurde im Zuchtbuch bei den Eltern-

tieren fest gehalten und erschien in der Fachzeitschrift "Der Hund", in Richterberichten, in

Katalogen, in den Deck- und Belegnachrichten und in Anzeigen.

Bei fast allen Hunden mit ZTP (Zuchttauglichkeitsprüfung) oder Körung ist die WZ (Wertmeßziffer)

angegeben. Jede dieser vierstelligen Zahlen ist ein in sich abgeschlossenes Urteil und besteht

aus einer Bewertung von 1-9 und beurteilt in diesem Schema Format, Konstitution, Körberbau und

Wesen. Die Ziffer 5 ist das Optimum; 0-4 und 6-9 sind Abweichungen vom Ideal. Die ersten 3 Zahlen

machen Aussagen zum Gebäude des Hundes und die 4 Zahl zu seinem Wesen. Die Ziffer 5/5/5/5 ist also

die Bestbenotung.

Wertmeßziffer-System:

Wertziffer

Format

Konstitution

Körperbau

Wesen

0

typlos

fein, schwach, empfindlich

ungenügend, grobe Gebäudemängel oder Kryptorchide

nervös, ängstlich

1

gehaltlos

unausgeglichen in Gebäudeharmonie, Knochenstärke, mangelndes Geschlechtsgepräge

mangelhaft im Verhältnis in Winkelungen, in Gängen, Brustfehler

schreckhaft, mutlos, geräuschempfindlich

2

leicht

Gebissmängel oder Farbenverlust

fehlende Vor- und Hinterhand

leicht reizbar, Mutkomplexe, kann Schärfe besitzen

3

hochgestellt

Behaarungsmängel oder schwaches Fundament

normale Winkelungen

Menschen gegenüber zurückhaltend, ablehnend oder aggressiv

4

ausreichend kräftigs

zeitliche Entwicklungsmängel

gute Winkelungene

aggressiv, bösartig mit ausgeprägter Härte

5

mittelkräftig

Adel und Kraft, Harmonie und Linie

vorzüglich in Form, Harmonie und Linienführung

ausgeglichen, gutartig, sehr hart gegen Einwirkungen

6

kraftvoll

robust-derb

gut mit reichlicher Brustbildung

ausgeglichen, gutartig, hart gegen Einwirkungen

7

tiefgestellt

nachgebend in Bändern oder Gelenken

gut mit reichlicher Gebäudestreckung und solchen mit kurzen Laufknochen

ausgeglichen, gutartig, gegenüber Einwirkungen empfindlich

8

schwer

schwammig

überwinkelt in den Gliedmaßen

ausgeglichen, gutartig, gleichgültig, wenig Schärfe

9

grob

Knochverbiegungen rachitischer Art

überproportional (von 6-8)

weich, niedergedrückt, wenig Reaktionsvermögen

Demnach bedeutete die WZ 4/5/6/7:

Format: ausreichend kräftig; Konstitution: Adel und Kraft, Harmonie und Linie; Körberbau:

gut mit reichlicher Brustbildung; Wesen: ausgeglichen, gutartig, gegenüber Einwirkungen

empfindlich



4. Der Hund - Fachzeitschrift der DDR

Als Verbandszeitschrift diente die monatlich erscheinende Zeitschrift "Der Hund", die zuerst

ab 1951 vom VdgB und später vom VKSK, GST und SDG herausgebracht wurde. Am Anfang

stand die Zeitschrift sehr stark unter dem Einfluß, die sogenannten Gebrauchshunderassen

zu fördern. Ausdrücklich bedauert wird, "dass die Diensthunderassen ein Privileg für sich

in Anspruch nehmen und dass die anderen Rassen zweitrangig rangieren". Das war auch Anfang

der 50er Jahre Politik des VdgB, da nur die Diensthunderassen in der sozialistischen Ge-

sellschaft von Wert waren. Da es aber einen Bedarf gab, wurde die Zeitschrift "Der Hund"

monatlich in 2 Ausgaben erfasst; einmal in einer Ausgabe A "Dienst- und Gebrauchshunderassen"

und in einer Ausgabe B "Hunde aller Rassen" und später Ausgabe B "Jagdgebrauchshunderassen

und alle sonstigen Hunderassen". Die Ausgaben A und B waren bis auf die speziellen Nachrichten

der SZG inhaltsgleich

"Der Hund" war aber keine reine Hundezeitschrift. Hier wurde auch sozialistische Propaganda

gemacht. Im Vorwort der 1. Ausgabe (Januar 1952) steht:

"Möge die neue Zeitschrift allen Zuchtfreunden viel Anregung geben und dazu beitragen, auf

ihrem Gebiet allen ihren werten Lesern auch Aufklärung über die ernsten Fragen der Er-

haltung des Friedens, des Kampfes um die Herstellung der demokratischen Einheit Deutsch-

lands zu geben. Alle unsere wertvolle Aufbauarbeit ist nur gesichert, wenn das ganze

deutsche Volk gegen die Kriegsbedrohung des amerikanischen Imperialismus und seiner

deutschen Handlanger auftritt und über gesamtdeutsche, demokratische Wahlen die Einheint

unseres Vaterlandes herstellt."

Die Einheit Deutschlands nach Vorstellung der Sowjetunion wird in den folgenden Ausgaben

der 50er Jahre der Zeitschrift "Der Hund" regelmäßig adressiert.

Es gibt aber auch ein paar extremere Kommentare in der Zeitschrift "Der Hund" (7/1952):

"Auch in Westdeutschland fand kürzlich nach Meldung einer Frankfurter Zeitung eine Aus-

stellung statt, die unter dem bezeichnendem Motto "Internationaler Tag des Sanitäts-

hundes" stand. Wenn auch die Verwendung von Hunden zur Bergung von Verunglückten keusch

in den Vordergrund geschoben wurde, so redet die geschilderte Praxis des Abwurfs von Hunden

mit Fallschirmen eine andere, uns nur allzugut bekannte Sprache, so auch ein Inserat aus

dem hervorgeht, daß ledige Hundeausbilder gesucht werden, die der früheren Wehrmacht an-

gehört haben müssen. Es ist nicht schwer zu erraten, was bei der Abrichtung dieser Hunde-

ausbilder herauskommen soll: Nämlich Bluthunde, die um Frieden und Einheit demonstrierende

Menschen zerreißen, Minenhunde, die in den agressiven Söldnerarmeen dienen und gegebenen-

falls mit Fallschirmen abgeworfen werden, Pestgenerals Ridgeways infizierte Insekten an

den Mann bringen sollen."

Die Zeitschrift "Der Hund" enthält zahlreiche --aus heutiger Sicht etwas befremdliche--

derartige Kommentare. Eine Fachzeitschrift für Rassehunde war es zwar auch; die damaligen

politischen Themen der DDR treten aber immer mehr in den Vordergrund.

Die Herausgeber der Zeitschrift "Der Hund" wechselten entsprechend der Organisation des

Hundewesens:

1/1952 bis 1/1953: "Der Hund als Organ der VdgB (BHG)-Zentralverband, Zuchtgemeinschaft Hunde"

2/1953 bis 3/1953: "Der Hund als Organ des VKSK -Zuchtgemeinschaft Hunde"

4/1953 bis 10/1954: "Der Hund als Organ des VKSK -Sektion Hunde"

11/1954 bis 12/1955: "Der Hund als Organ der Kreisverbände der KSK, Sektion Hunde"

Nach der Rauslösung der Dienst- und Gebrauchshunde aus dem VKSK und Eingliederung in die GST

hatte dies auch Auswirkungen beim Herausgeber:

1/1956 bis 12/1956: "Der Hund Organ des Zentralvorstandes der GST"

1/1957 bis 12/1961: "Der Hund Organ des Zentralvorstandes der GST, Herausgegeben vom Verlag

Sport und Technik"

Nach der Rauslösung der Dienst- und Gebrauchshunde aus der GST und Verselbständigung der SDG

änderte sich der Herausgeber erneut:

1/1962 bis 12/1974: "Der Hund Organ der SDG und des VKSK"

1/1974 bis 12/1974: "Der Hund Organ VKSK-Vorstandes und des SDG Präsidiums"

Ab 1975 wurden die Ausgaben A (Dienst- und Gebrauchshunderassen) und die Ausgabe B (Jagdge-

brauchshunderassen und alle sonstigen Hunderassen) wieder in einer Ausgabe zusammengefasst.

Die Zeitschrift "Der Hund" führte auch in den 70iger Jahren ihre "kritische Sichtweise" gegen

Westdeutschland und den Kapitalismus fort (Der Hund 2/76):

"Es ist die kapitalistische Gesellschaftsordnung, die in ihrem Wesen menschenfeindlich ist,

und das bekommen die, die sich am wenigsten dagegen wehren können, die Kinder und Jugend-

lichen am härtesten zu spüren. Es ist doch charakteristisch, dass es in der BRD wohl einen

staatlich registrierten Tierschutzverein mit 750.000 Mitgliedern gib, aber nur einen privaten

Zusammenschluß von etwa 15.000 Bürgern im Kinderschutzbund. Dabei hat es dieser Bund bei ge-

wiß viel gutem Willen seiner Mitglieder nicht verhindern können, dass laut unvollständiger

Statistik in der BRD jährlich über 40.000 Kinder, darunter 40% Säuglinge, misshandelt

werden, dass mehr als 1.000 von ihnen daran sterben......Es ist der Kapitalismus, der auch

hier wieder sein wahres Gesicht zeigt. Seine Übel, Inflation, Preissteigerungen, Arbeits-

losigkeit und soziale Unsicherheit führen zur Zerstörung der Menschenwürde, zur Verbreitung

von Brutalität und Unmenschlichkeit. Es ist eine kranke Gesellschaft, in der eine kleine

Schicht von Multimillionären immer reicher wird und alle Lasten auf den Schultern der ar-

beitenden Menschen abgeladen werden."

Danach werden die Wohltaten des DDR-Staates aufgezählt. In dieser Logik des Vergleichs der

DDR zur BRD oder des Kapitalismus zum Sozialismus wurden viele Artikel in eine Fachzeit-

schrift für Hunde veröffentlicht.

Aber auch die Beschlüsse des Parteitages der SED un des Parteitages de KPdSU (Kommunistische

Partei der Sowjetunion) finden in der Hundezeitschrift breiten Raum.

Die Wende in der DDR spiegelte sich erst in der Hund 12/1989 wieder. Befürchtet wird die "Zer-

splitterung des VKSK" und die Rückkehr zu der Rassehundevereinen bzw. -klubs. Diese Fragen

und auch andere Fragen aufgrund der Veränderungen in der DDR führen jetzt zu einer offenen

Diskussion, wie die Hundezucht in der DDR organisiert werden soll und welche Rolle SDG und

VKSK dabei spielen. Die Mitglieder werden zur offenen Meinungsäußerung aufgerufen. Unter Quo

Vadis Hundesport wird u.a. die sofortige Selbständigkeit der SZG Schäferhunde, die Mit-

gliedschaft in der FCI, einer Rauslösung aus der VKSK und Gründung eines DDR-Hundeverbandes,

Überarbeitung der VKSK-Richtlinien hinsichtlich des neuen Demokratieverständnisses und Ab-

schaffung der Befehlsstrukturen der Kreis- und Bezirksleitungen gefordert.

In "Der Hund" 3/1990 schreibt der Chefredakteur Hans-Joachim Swarovsky:

"Bislang war die kynologische Zeitschrift 'Der Hund' Organ des Zentralvorstandes des VKSK sowie

des Präsidiums der Sektion Dienst- und Gebrauchshundesport. Daraus resultierte eine inhaltliche

Abhängigkeit, die teilweise die Zeitschrift in Gegensatz zu den Lesern brachte. Unser Ziel ist

es nicht mehr Organ einer Leitung, sondern der Hundebesitzer der DDR zu sein und aller Hunde-

freunde in der Welt, die bislang zu unseren Lesern gehörten und es werden wollen. dazu gehört

natürlich, offen zu sein für Meinungen aller demokratischen Kräfte, ihnen in wachsendem Maße

Raum zu geben zur Darstellung ihrer Auffassungen, kurzum eine Tribüne demokratischer Meinungs-

bildung und demokratischen Sachstreits zu schaffen, ohne die fachliche Information seitens der

fachlich kompetenten Einrichtungen zu vernachlässigen."

Die Zeitschrift wurde voll von den Ereignissen Anfang der 90er Jahre getroffen und sagte sich

los von ihrem eigenen Herausgeber dem VKSK und SDG. Mit Der Hund 4/1990 wurde als Herausgeber

der Deutsche Bauernverlag genannt.

Die Zeitschrift kämpfte mit dem schweren Ballast einer Zeitschrift im Dienst der Massen-

organisation VKSK und SDG gewesen zu sein und in diesem Sinne mehr über die politische Sicht der

DDR berichtet zu haben als über kynologische, züchterische und hundesportliche Themen. Der Wechsel

zu einer reinen Hundezeitschrift --ohne politische Aufstellung-- war ein extremer Umbruch,

da neben dieser belastenden Vergangenheit eine Konkurrenz durch die westdeutschen Hundezeit-

schriften auf den Plan trat und die Rassehundevereine ihre eigenen Klubzeitschriften hatten.

Die Zeitschrift musste ab 1990 --willkommen im Kapitalismus-- rentabel arbeiten. Sie wurde noch

bis 2013 vom Deutschen Bauernverlag herausgegeben. und wurde dann von der Forum Zeitschriften

und Spezialmedien GmbH übernommen.



5. Spezial-Zuchtgemeinschaft (SZG) Schnauzer und Pinscher

Im Jahr 1946 wurde die Zuchtgemeinschaft Schnauzer und Pinscher in der sowjetischen

Besatzungszone gegründet.

Die Spezialzuchtgemeinschaft Schnauzer und Pinscher wurde 1949 ins Leben gerufen. Robert

Benz war der 1. Vorsitzender und Karl Günther der Hauptzuchtwart der Zuchtgemeinschaft

Schnauzer und Pinscher.

Auf der außerordentlichen Züchtermitgliederversammlung am 3. Dezember 1950 in Halle

wurde der gesamte Vorstand neu gewählt, u.a. weil Robert Benz verstorben war und der

Zuchtbuchleiter Hermann Jurisch und der Pressewart Erich Hule nicht mehr zur Verfügung

standen. Die Zuchtgemeinschaft war hinsichtlich der Ausrichtung und Organisation er-

heblich zerstritten. In einer sehr kontrovers verlaufenden Versammlung wurden Hans Wedde,

Staßfurth, als 1. Vorsitzender, Hans-Joachim Koßmann (geb. 17.02.1894), Berlin, als 2. Vor-

sitzender, Karl Günther, Mölkau als Hauptzuchtwart (bis 1952), Heinz Kubel, Magdeburg, als

Zuchtbuchleiter, Bernhard Engert, Halle, als 1. Pressewart, Siegfried Bachbauer, Bad

Lausick-Reichersdorf, als 2. Pressewart und Walter Schubert, Döbeln, als Hauptleistungs-

wart gewählt.

Der Arbeitsausschuss der Spezial-Zuchtgemeinschaft Pinscher Schnauzer auf der Jahres-

hauptversammlung am 19./20. Januar 1952; von links nach rechts:

Dr. Harms, Münx, Wedde, Geißler, Kubel, Schubert, Bachbauer, Koßmann, Porzig und

Dr. Schöner und Riesenschnauzer Ebro vom Goldsteinhof, PSZ 11791

In diesem frühen Stadiun war man noch sehr an einer Zusammenarbeit mit dem westdeutschen

"Pinscher-Schnauzer-Klub" interessiert. Die gemeinsamen Aktivitäten wurden aber schon er-

heblich erschwert. So brauchte man einen Interzonenpaß, wenn man mit seiner ostdeutschen

Hündinzu zum Decken zu einem westdeutschen Rüden fahren wollte. Da die Beantragung eines

Interzonenpasses fast 3 Monate dauerte und auch häufig abgelehnt wurde, war die Zucht mit

westdeutschen Zuchttieren erheblich erschwert bis unmöglich. Ein Besuch westdeutscher Aus-

stellungen durch ostdeutsche Züchter und Aussteller war vor diesem Hintergrund auch kaum

möglich.

Auf der Jahreshauptversammlung am 22.1.1952 in Staßfurth wird das Amt des Hauptzucht-

mit dem des Zuchtbuchleiters zusammengelegt.

Mitteilungsblatt der Zuchtgemeinschaft Schnauzer und Pinscher

Das "Mitteilungsblatt der Zuchtgemeinschaft Schnauzer und Pinscher", welches erstmalig

1950 aufgelegt wurde, erschien in unregelmäßigen Abständen und wurde zuerst von Erich Hule

wartes und später von Siegfried Bachbauer betreut.

Ab 1952 veröffentlichte die "Spezial-Zuchtgemeinschaft Schnauzer und Pinscher", in der

monatlich erscheinenden Zeitschrift "Der Hund" die zuerst vom VdgB und später vom VKSK

herausgegeben wurde. Die Zuchtgemeinschaft Schnauzer und Pinscher hatte hier 1-2 Seiten,

um über die wesentlichen Aktivitäten zu berichten.

Das erste Zuchtbuch in der DDR wurde von der SZG für die Jahre 1950/51 heraus gegeben.

Schnauzer, pfeffer-salz anläßlich der SZG-Siegerausstellung 1966

Im Jahr 1956 fiel der letze Deutsche Pinscher- Wurf in der DDR im Zwinger "von Rochhausen".

In Westdeutschland wurde die Deutsche Pinscher-Zucht Ende der 60er Jahre von Werner Jung

auf Basis von DDR Zuchttieren wieder aufgebaut. Erst 1971 fiel wieder ein Pinscher-Wurf

im Zwinger "vom Klinketal" in der DDR.

Deckgebühren für Schnauzer und Pinscher wurden auf der Jahreshauptversammlung in Karl-

Marx-Stadt (heute Chemnitz) vom 09.05.1959 der SZG Pinscher und Schnauzer auf 50 DM fest-

gelegt. Der Deckrüdenbesitzer musste 5 DM abführen für das Zuchtbuch. Eine Mitgliedschaft

in der SZG kostete 15 DM. Laut Bericht des Zuchtbuchführers Schmiedinghoff war die Zucht

der Schnauzer rückläufig. Die Zwergpinscher dagegen hatten soviele Einträge, wie alle anderen

Rassen der SZG zusammen (Anm. ohne Riesenschnauzer, der in der GST betreut wurde).

Ende der 60er Jahre wurden auch die Schnauzer und Pinscher-Rassen in der DDR bezüglich

der Hüftdysplasie untersucht. Im Rahmen der Zuchttauglichkeitsprüfung wurden die Ergebnisse

HD-frei oder HD mit erfasst. Es wurden auch die Zwergrassen auf HD untersucht. 1976 wurde

die HD-Untersuchung für Schnauzer und Zwergpinscher wieder aufgehoben; nur noch der Deutsche

Pinscher und der Affenpinscher wurden untersucht.

Die Nachzuchtbeurteilung wurde eingeführt.

Die SZG Schnauzer und Pinscher startete unter Leitung des Obmanns Hans Wedde Aufrufe an die

Mitglieder sich stärker in der SZG zu beteiligen. Selbst die Zeitschrift "Der Hund" mit den

Mitteilungen der SZG wird kaum von den Mitgliedern gelesen. Der Presseobmann berichtet davon,

dass es häufige Wechsel beim Obmann gegeben hätte und dass die SZG nur mit Mühe die "SZG am

Leben" gehalten werden kann.

Nachzuchtbeurteilung von Elfa vom Moosgrund; 20.05.1978

Am 31.10.1975 kam der neu berufene Zuchtausschuss der SZG Schnauzer- und Pinscherzüchter zu-

sammen. Er war besetzt mit:

Irmgard Werner, Erfurt, Obmann,

Edith Kleinschmidt, Schöneiche, stellvertretender Obmann,

Ralf Werner, Barchfeld, Hauptzuchtwart Schnauzer,

Georg Siewert, Magdeburg, Hauptzuchtwart Pinscher,

Ingeborg Wehnert; Schriftführerin,

Dr. Bodo Fuhrmann, Birkenstein, Presseobmann,

Peter Werner, Erfurt, Zuchtbuchführer.

Der Zuchtausschuss beschäftigte sich mit der Berufung von neuen Zuchtwartanwärtern, mit

Anträgen zum Thema Zucht, Zuchtstand zu den Pinscher- und Schnauzerrassen, Verstöße gegen

die Verordnungen des VKSK und der SZG, Organisation und Gestaltung von NZB und ZTP.

SZG Schnauzer-Pinscher der Grundorganisation Leipzig; August 1972

Ab 1972 gab es keine Zuchtbücher mehr für Schnauzer und Pinscher. Wurfeintragungen oder

Ahnentafeln dauerten bis zu zwei Jahre bis zur Erstellung.

Im Jahr 1977 übernahm Monika Felsche das Zuchtbuchamt. In unendlicher Kleinarbeit erstellte

sie rückwirkend ab 1975 die Zuchtbücher. Schon die Beschaffung der Schreibmaschine dauerte

ein Jahr, später traten Probleme mit der Papierbeschaffung für die Zuchtbücher hinzu. 1980

entschied der VKSK sogar gar keine Zuchtbücher mehr drucken zu lassen, später wurde die

Auflage reglementiert. Sie wurden dennoch inoffiziell erstellt. Ohne die Arbeit von Monika

Felsche für die Jahre 1975-1990 gäbe es heute keine Zuchtbücher, Nachzuchtbeurteilungen

und Zuchttauglichkeitsprüfungen.

1977 wurde durch die Zuchtkommission der SZG das Mindestmaß von 40 cm Widerristhöhe für den

Deutschen Pinscher festgelegt und der Import des Pinscherrüden Alk von der Sidonienhöhe aus

Westdeutschland genehmigt. Dieser Rüde entwickelte sich mit 35 Deckakten bei sehr kleiner

Pinscherpopulation in der DDR zu dem bedeutesten Deckrüden der DDR-Pinscherzucht.

Der Welpenpreis für einen deutschen Pinscher wurde vom Zuchtausschuss am 21.10.1978 auf 350

Mark festgelegt

1979 gab es über 50 Zwergpinscher- und über 10 Deutsche Pinscher-Würfe.

Als auffällig beim Deutschen Pinscher wurde 1981 die schwache Anlage des P4 oder sein ver-

spätetes Durchbrechen genannt.

Der Welpenpreis für die Zwerg- und Mittelschnauzer wurde von der Zuchtkommission am 21.10.1978

auf 350 Mark festgelegt.

Die HD-Untersuchung für Schnauzer wurde am 30.06.1975 eingestellt, da die HD-behafteten Tiere

nur noch einen Anteil von unter 10% hatten. Man hielt die HD-Freiheit bei Schnauzern für er-

reicht

Am 1.12.1979 entschied der Zuchtausschuß, dass die Zwergschnauzer schwarz-silber neu aufgenommen

werden als Rasse der SZG Schnauzer und Pinscher.

1979 gab es über 60 Schnauzer- und über 120 Zwergschnauzerwürfe.

1981 hatte die SZG 23 Sparten. Es gab 36 Zuchtwarte, 10 Zuchtwartanwärter, 6 Zuchtrichter und

2 Zuchtrichteranwärter.

Anfang der 80er Jahre hatte sich bei den Pinscher- und Schnauzerrassen ein langfristig angelegtes

Zuchtprogramm etabliert. Die Zuchtwarte nahmen erheblich Einfluss auf die geplanten Verpaarungen

und stützten sich dabei auf die NZB und ZTP. Abweichungen und Auffälligkeiten vom Standard bzw.

bezüglich Übergrößen, Zahnverluste (M u. P), Kieferstellung, Rückenlänge, Haartextur und -farbe,

Augenfarbe und HD-Ergebnisse wurden bei Rüden und Hündinnen genau analysiert, um insbesondere

daraus Ableitungen zur Vererbung der Zuchttiere treffen zu können. Die DDR war zu dieser Zeit

auf dem modernsten Stand einer fast wissenschaftlich geführten Zuchtlenkung.

Trautmann beschreibt Anfang der 80er Jahre eine immer noch erschrecken hohe Anzahl an verendeten

Welpen bei den Zwergpinschern und -schnauzern. Durch das Zuchtprogramm war die Zahl verendeter

Welpen zwar Rückläufig gegenüber den 70er Jahren, weil hier ebenfalls zuchtlenkend eingegriffen

wurde, die Vitalität der Zwergrassen blieb aber ein großes Problem der SZG.

Folgende 1. Vorsitzende/Obmänner hatte die (Spezial-)Zuchtgemeinschaft Pinscher und Schnauzer

(inkl. Riesenschnauzer):

Robert Benz 1946-1950

Hans Wedde, Staßfurth, 1950-54

Otto Fuchs, Schwerin, 1954-55

1. Vorsitzende/Obmänner der SZG Pinscher und Schnauzer (ohne Riesenschnauzer)

Heinz Kubel, Magdeburg, 1956-58

Hans-Jochen Koßmann, Berlin, 1959-60

Im Standard-Buch der Schnauzer- und Pinscherrassen des westdeutschen PSK erschien von

Koßmann noch der Artikel "Der Zwergaffenpinscher, eine kynologische Kostbarkeit."

Hans Wedde, Staßfurth, 1961-65

Hugo Damme, Magdeburg, 1965-72

Irmgard Werner, Erfurt 1972-77

Werner Allert, Malchin, 1977-85

Werner Allert war nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 Landesgruppenvorsitzender Meck-

lenburg/Vorpommern im PSK.

Karl-Heinz Trautmann, Halle 1985-90

Karl-Heinz Trautmann (*1. Juni 1930; gest. 19.09.2021) züchtet zusammen mit seiner Frau über

50 Jahren Airedale Terrier und Schnauzer. Er trat 1947 in die hallesche Ortsgruppe Schnauzer-

Pinscher ein und legte schon 1949 seine erste Prüfung im Hundesport ab. Trautmann war in der

DDR Zuchtrichter für Airedale und Welsh Terrier und für die Schnauzer-Pinscher-Rassen.

Die Richteranwartschaft hatte Karl-Heinz Trautmann noch bei Otto Borner gemacht.

Er war Obmann und Hauptzuchtwart (1956-78) in der SZG Riesenschnauzer und Zuchtobmann in der

SZG Schnauzer und Pinscher in der DDR. Mit seiner Frau Rosmarie Trautmann hatte er ab 1964

unter dem Zwingernamen "von Giebiko" 41 Würfe Riesenschnauzer und 19 Würfe Mittelschnauzer ge-

züchtet.

Die Zuchtleitungen "Riesenschnauzer" und "Schnauzer und Pinscher" setzten sich am 20.1.1990

in Halle zusammen und beschlossen wieder eine gemeinsame Rassegruppe zu haben und die Riesen-

schnauzer mit den Schnauzern und Pinschern zusammenzuführen in einem neugebildeten Schnauzer-

Pinscher-Klub der DDR. Willi Apel und Karl-Heinz Trautmann riefen in der Hund 3/1990 dazu auf

sich in diesem neuen Klub zu organisieren.

Im März 1990 wird in der DDR der Schnauzer-Pinscher-Klub (SPK) gegründet. Die Riesenschnauzer

werden aus der SDG und die anderen Schnauzer- und Pinscherrassen aus dem VKSK wieder in

diesen Klub überführt. Der SPK sollte als eingetragener Verein Mitglied im Kynologen Verband

der DDR, der dem FCI angeschlossen werden sollte, werden. Das Zuchtbuch sollte vom SPK geführt

werden. Nach der Einheit von Ost- und Westdeutschland sollte entschieden werden, ob der Klub

im VDH selbständig weiter bestehen sollte oder mit dem PSK im VDH fusioniert. Die Rassehunde-

sparten des VKSK und die Grundorganisationen des SDG wurden zum 30.06.1990 aufgelöst und durch

Ortsgruppen des SPK ersetzt. Die Ortsgruppen sollten in den Landesgruppen Berlin-Brandenburg,

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen zusammengefasst werden. Diese

Struktur war der des westdeutschen PSK schon sehr ähnlich.

1. Vorsitzender des SPK wurde Karl-Heinz Trautmann, der sich gegenüber Willi Apel deutlich

durchsetzte.

Es wurde eine SPK-Vereinszeitschrift SPK-Echo herausgebracht.

Nur langsam machte sich der PSK in Westdeutschland mit der neuen Situation vertraut. Der 1. Vor-

sitzende des PSK Theo Hunecke schrieb noch in der PuS (Pinscher und Schnauzer Vereinszeitschrift

des PSK 03/1990:

"Welpen und auch ältere Hunde werden hier fast täglich aus der DDR angeboten mit der Bitte

um Vermittlung. Das geht im Augenblick noch nicht. Erstens haben wir genügend Welpen aller

Rassen von unseren Züchtern anzubieten. Zweitens wissen wir nichts über die Zuchtmethoden in

der DDR. Mit unseren strengen Bestimmungen und der sorgfältigen Auswahl der Eltern steht unsere

Zucht auf einem hohen Niveau. Es muss zunächst abgeklärt werden, inwieweit die Zucht der DDR

unseren Vorschriften genügt."

Hier wird sehr deutlich, dass sich West- und Ostdeutschland in der Hundezucht schon weit aus-

einander gelebt haben. Trotz aller Probleme der Hundezucht in der DDR aufgrund der isolierten

Lage, gab es zahlreiche züchterischen Entwicklungen mit der NZB, ZTP und WM, wo die DDR West-

deutschland in der Hundezucht weit voraus war. Die Transparenz zur DDR-Hundezucht und -sport

hatte die PSK-Führung zu diesem Zeitpunkt nicht.

Im Rahmen der Gründungsveranstaltung des SPK im März 1990 wurde auch der PSK eingeladen. Jetzt

wurde auch der PSK-Führung deutlich, dass es Zeit wurde, die Initiative zu übernehmen. Der VDH,

der auch für die ehemalige DDR die Zuständigkeit als Dachorganisation erlangte, bot nämlich zwei

Alternativen an. Entweder geht der SPK mit dem PSK zusammen oder es gibt zwei Pinscher und

Schnauzer-Vereine mit PSK und SPK, die allerdings jeweils in ganz Deutschland tätig sein konnten.

Kurt Spieker hat die Gründungsveranstaltung besucht. Er machte in seinem Bericht in der PuS

5/1990 deutlich, dass es zum Teil unterschiedliche Auffassung zu einigen Punkten gab. So waren

die Themen Standard der Rassen, Kupierverbot in Westdeutschland, Tierschutz, HD-Untersuchung,

Satzung, Ausstellungswesen und Ausbildung/Prüfung aus Sicht von Kurt Spiecker sehr unter-

schiedlich in den beiden deutschen Staaten. Sein Bericht war auch nicht ganz vorurteilsfrei,

was folgender Kommentar zeigt:

"In der Beteiligung an Ausbildung und Prüfung müssen, so machte ich den Anwesenden klar, große

Abstriche in der DDR zukünftig gemacht werden. Bei der Anhebung des Lebensstandards überlegen

sich zumindest die Ehefrauen, ob zukünftig Urlaub in Ibizza gemacht werden kann oder weiter-

hin Hunde dreimal wöchentlich geschult oder sonstigen Freizeitbeschäftigungen nachgegangen

werden wird."

Schon am 10.03.1990 gab es in Berlin eine Vorstellung aller Pinscher- und Schnauzerrassen

einmal durch PSK-Vertreter (organisiert von der Hauptzuchtwartin des PSK Susanna Keil) und

einmal durch SPK-Vertreter. Die Unterschiede in der Zucht und im Standard wurden intensiv

diskutiert. Unter anderem schreibt Susanna Keil in der PuS 6/1990:

"Unter geleiteter Hundezucht verstehe ich das hoffentlich vergangene Prinzip in der DDR, dass

die Züchter nicht unbeschränkt Auswahl haben, sondern gewissermaßen die Deckrüden zugeteilt

bekommen, d.h. sie dürfen sich ein paar Rüden aussuchen, aber die Erlaubnis wird dann, (bisher),

von oben gegeben. Das ist natürlich nur etwas für Züchter, die das Risko scheuen, die ganz letzt-

lich keine Eigeninitiative haben und, wir Menschen sind ja auch irgendwo bequem und scheuen die

Verantwortung, die gern ans Händchen genommen werden. Solche Beschränkungen möchte ich auf gar

keinen Fall bei uns einführen und die wirklichen Züchter würden mir mit Recht aufs Dach steigen."

Hier macht es sich Susanna Keil etwas einfach dahinter steht ein fundiertes System der NZB und

ZTP, welches zu den geeigneten Zuchtpartnern führt. Altes und auch noch heute aktuelles Thema

zur Thematik "züchterische Freiheit" und Zuchtlenkung.

Auch das WM-Verfahren findet keine Gnade bei Susanna Keil. Dieses Verfahren hätte keine Aussage-

kraft.

Da gehen sie hin die Errungenschaften der DDR-Hundezucht ZTP, NZB und WM-Verfahren. Erste Jahre

später wird die ZTP wieder in abgespekter Form eingeführt durch den PSK, diesmal heißt das

Verfahren "Zuchtzulassung".

Vorbehalte waren jedoch immer noch dar. So verweist der 1. Vorsitzende des PSK Theo Hunnecke

auf der Jahreshauptversammlung des PSK 1990 darauf, dass keine Verkaufsanzeigen von DDR-Züchtern

in der PuS veröffentlicht werden, da die DDR-Hunde alle kupiert seien. Außerdem müssen die west-

deutschen Züchter vor allzu großen Einfuhren aus der DDR geschützt werden. In die Zucht dürfen

DDR-Hunde nur mit westdeutscher HD-Untersuchung und westdeutscher Ausstellungsbewertung. Immer-

hin dürfen DDR-Aussteller auf westdeutschen Ausstellungen ihre Hunde zeigen. DDR-Siegertitel

werden aber nicht anerkannt, so dass die Hunde nur in der offenen Klasse starten konnten.

Die ersten Annäherungen zwischen Ost und West waren nicht ganz konfliktfrei.

Ab 01.07.1990 konnten Ahnentafeln für Welpen der DDR-Züchter in der Geschäftsstelle des PSK

ausgestellt werden, denn inzwischen war klar, dass der SPK mit dem PSK zu fusionieren war,

da der VDH inzwischen die Hoheit über Gesamtdeutschland hatte. Karl-Heinz Trautmann nahm Kontakt

zur PSK-Führung auf und man einigte sich auf einen gemeinsamen Verein. Der SPK wurde juristisch

aufgelöst. Die SPK Ortsgruppen konnten sich durch Mehrheitsbeschluss zu PSK-Ortsgruppen um-

bilden. Die Landesgruppen des SPK werden zu Landesgruppen des PSK.

Am 22.07.1990 erfolgte die Fusion dieses Schnauzer-Pinscher-Klubs (SPK) in Ostdeutschland

mit dem Pinscher-Schnauzer-Klub (PSK) in Westdeutschland.



6. Spezial-Zuchtgemeinschaft (SZG) Riesenschnauzer

Im November 1955 wurden die Jagd-, Dienst und Gebrauchshunderassen aus dem VKSK ausge-

gliedert und der Sektion "Dienst- und Gebrauchshunde" in der Gesellschaft für Sport

und Technik (GST) zugeordnet.

Die Spezial-Zuchtgemeinschaften blieben erhalten und bekammen den Zusatz GST, z.B.

"Spezialzuchtgemeinschaft Riesenschnauzer der GST".

Der Riesenschnauzer wurde damit nicht mehr von der SZG Schnauzer und Pinscher betreut.

Innerhalb der GST wurden alle Diensthunderassen --also auch der Riesenschnauzer-- in

einem zentralen Zuchtbuch in Halle erfasst.

1. Vorsitzender/Obmann der SZG Riesenschnauzer

Karl-Heinz Trautmann, Halle 1956-60

Karl-Heinz Trautmann

Karl-Heinz Trautmann züchtet zusammen mit seiner Frau über 50 Jahren Airedale Terrier und

Schnauzer. Er war in der DDR Zuchtrichter für Airedale und Welsh Terrier und für die

Schnauzer-Pinscher-Rassen. Er war Obmann und Hauptzuchtwart in der SZG Riesenschnauzer und

Zuchtobmann in der SZG Schnauzer und Pinscher in der DDR.

Werner Wagner, Dresden 1960-63

Günter Schulze, Halle, 1963-67

Klaus Hille, Groß Schierstedt (Sachsen-Anhalt), 1967-77

Willi Apel, Dessau-Waldersee, 1978-1989

Willi Apel

Willi Apel war seit 1958 Mitglied der SDG und seit dieser Zeit in mehreren Funktionen der

SDG tätig. 1960 war er Abrichtewart und Kreisleitungsmitglied und wurde 1964 zum Leistungs-

richter ernannt. Im Jahr 1969 qualifizierte er sich zum Wesensbeurteiler und wurde Mitglied

der Körkommission für Riesenschnauzer. 1971 war er Mitglied der Bezirksleitung Halle und

hier verantwortlich für Terminschutz. Willi Apel wurde 1973 zum Lehrrichter ernannt und 1977

in das Präsidium der SDG gewählt.

Er erhielt die Auszeichnungen Verdienstmedaille der SDG in Bronze, Aktivist der sozialis-

tischen Arbeit, Ehrennadel der SDG und SZG in Gold und 1983 den Orden "Banner der Arbeit".

1977 wurde Willi Apel kommissarischer Obmann der SZG Riesenschnauzer, da die gesamte bis-

herige Leitung der SZG abberufen worden war. 1978 wurde er offiziell als Obmann der SZG

benannt und baute die Führung der SZG mit neuen Funktionären auf.

Am 08.12.1962 wurde neben der Zuchttauglichkeitsprüfung (ZTP) für Riesenschnauzer auch

die fünfstellige Wertmesszieffer (s.o.) vergeben.

Schon früh gab es Probleme mit dem Fehlen der großen Prämolaren (Backenzahn des Gebisses)

beim Riesenschnauzer. 1956 hatten 33% aller vorgeführten Riesenschnauzer Prämolarverluste.

In der Zuchtordnung vom 7.7.1963 wurden nun Hunde mit Prämolarverlusten, die vererbt

wurden, aus der Zucht genommen. Anfang der 70er Jahre gab es kaum noch Riesenschnauzer

mit Prämolarverlusten.

Auf der Zuchtrichtertagung am 26.09.1964 in Leipzig wurden konkret und detailliert die

Rassekennzeichen für Haar- und Augenfarbe und des Gebisses formuliert. Dazu wurden

Augentafeln für die Augenfarbbestimmung entwickelt und die Grenzwerte für Schere, Unterbiß,

Zange und Vorbiß definiert. Die Zuchtwarte wurden entsprechend geschult und setzen die

Vorgaben, trotz z.T. extremen Auseinandersetzungen mit Züchtern, um.

Ab 1966 wurde verstärkt auf die Hinterhandwinklung, die eine hohe Bedeutung für den

Hundesport hatte, beim Riesenschnauzer geachtet.

Im Jahr 1967 fand eine SZG Riesenschnauzer-Delegiertenkonferenz statt. Die kritische Sicht

zur bisherigen Leitung wurde wie folgt dargestellt (Der Hund 9/1967):

"Kritisch setzten sich die Delegierten mit der Arbeit der alten Leitung auseinander. Sie

hatte nicht verstanden, die Kollektivität der Leitung -Kriterium erfolgreicher Leitungs-

tätigkeit- herzustellen. Die schlechte Leitungstätigkeit und damit zusammenhängend un-

genügende Orientierung der Mitglieder auf die Hauptaufgaben haben naturgemäß nachteilige

Folgen auf die Erfüllung gesteckter Ziele. Aufgrund der gegebenen Einschätzung der Mit-

arbeit der bisherigen Leitungsmitglieder wurden nur solche Sportfreunde für die Neuwahl

in Vorschlag gebracht, die die Gewähr dafür bieten, mit politischer Klarheit und hohem

Verantwortungsgefühl in kollektiver Zusammenarbeit nach exakt gegebener Aufgabenstellung

zu arbeiten zum Wohle unserer Rasse."

Mit "Kollektivität der Leitung" ist die gemeinschaftliche Zusammenarbeit der Leitung der

SZG Riesenschnauzer gemeint. Es muss zu Auseinandersetzungen in der Leitung gekommen sein,

die die einheitliche Führung der SZG Riesenschnauzer beeinträchtigt hat. Einige bisherige

Leitungsmitglieder wurden sogar nicht mehr zur Wiederwahl zugelassen. Was genau der Hinter-

grund dieses Konflikts war, wird nicht konkret erläutert.

Die DDR Siegerausstellung 1967 wurde von der SDG und der VKSK zusammen organisiert. Es

wurden über 70 schwarze Riesenschnauzer gemeldet. Die meisten Riesenschnauzer wurden in

der Gebrauchshundeklasse gemeldet.

Im Zuchtbericht von 1968 vom Hauptzuchtwart Trautmann zum Riesenschnauzer (Der Hund 11/1969)

war das Thema Hüftgelenkdysplasie (HD) ein bedeutendes Thema. Die Züchter und Sportler wurden

hinsichtlich dieser Untersuchung informiert. Erstmalig wurden 77 Hündinnen und 37 Rüden im

Jahr 1968 untersucht. Die Zielsetzung in den Anfangsjahren wurde hoch gesteckt. Die Rasse

Riesenschnauzer sollte HD-frei gemacht werden. Riesenschnauzer mit HD-Schäden sollten auch

bei voller hundesportlicher Einsatzfähigkeit aus der Zucht genommen werden. Hier nimmt

Trautmann auch Bezug auf die Idee schon zu Beginn dieser Untersuchungen nur mit HD-freien

Hunden zu züchten. Er warnt davor, weil "die Rasse auf Kosten des einen Merkmals in kürzester

Zeit wertvolle, in jahrelanger Arbeit angezüchtete und erarbeitete Merkmale wie: Typ, Haar,

Gebiß und Wesensfestigkeit einbüßt". So schlägt Trautmann vor Riesenschnauzer mit schwerer

HD aus der Zucht auszuschließen und Riesenschnauzer mit mittlerer HD mit Hunden zu verpaaren,

die HD-frei sind. 1971 lag der HD-Befall noch bei 30% (leichte HD 18%, mittlere HD 12% und

schwere HD 0%) aller untersuchten Riesenschnauzer.

Anfang der 70er Jahre nahm der Riesenschnauzer erheblich an Beliebtheit zu. Die Nachfrage in

der DDR war höher als das gezüchtete Angebot. Der Hauptzuchtwart Trautmann musste sogar den

kapitalistischen Tendenzen, deswegen einen höheren Welpenpreis für einen Riesenschnauzer zu

verlangen, Einhalt gebieten. Der Höchstpreis für einen Welpen waren von der SZG fixiert.

1970 fielen 53 Würfe (Vergleich 1960 waren es 28 Würfe) Riesenschnauzer. Im Durchschnitt

fielen pro Wurf 9 Welpen, die auf 6 Welpen --Vorgabe der SZG-- "reduziert" wurden. Eine

Hündin durfte einmal im Kalenderjahr belegt werden. Es kamen 1970 insgesamt 20 Deckrüden

zum Einsatz. 2 Deckrüden vollzogen 24 aller Deckeinsätze (50%). Inzucht wurde zu dieser Zeit

als "hohe Schule der Zucht" gesehen; mit den genetischen Nachteilen für die Folgegenerationen

war man noch nicht sehr vertraut.

40 % der Würfe wurden durch Erstzüchter realisiert, was den Aufschwung in der Riesen-

schnauzerzucht verdeutlicht.

Auch auf den Ausstellungen wurden immer mehr Riesenschnauzer gezeigt. Bei der DDR Siegerschau

im Jahr 1970 nahmen 110 Riesenschnauzer teil. Den Riesenschnauzern wurde überdurchschnittlich

gute Qualität attestiert.

Riesenschnauzer Alibaba vom Berolinahof, SchH III mit "Sportfreund" Kaulbarsch; 1971

Ebenfalls im Jahr 1970 wurden 368 Prüfungen (SchH und FH) abgelegt. Die meisten Riesen-

schnauzer gelangten mit über 75% in die Hände von Abrichtern im Hundesport. Inzwischen hatten

die Riesenschnauzer die 2 Stelle im Hundesport nach der unangefochtenen Nr. 1, dem Deutschen

Schäferhund, inne.

Die Zucht des Riesenschnauzer fokussierte sich auf seine Nutzung als Dienst- und Gebrauchs-

hund. Die Zuchtwarte wurden entsprechend geschult, verstärkt auf diese Eigenschaften zu achten.

Schönheitszucht war in der DDR eher zweitrangig bzw. unbedeutend, da die meisten Riesenschnauzer

in die Hände von Abrichtern und Hundesportler gingen.

Der Welpenpreis für einen Riesenschnauzer war abhängig von der abgelegten Prüfung der Eltern.

Die Zuchtkommission der SZG Riesenschnauzer legt den Welpenpreis 1981 auf 300 Mark mit ZTP, auf

350 Markk bei ZTP und abgelegter Prüfung und auf 400 Mark bei Körzucht fest.

Jede Veranstaltung der SZG wurde auch für politische Statements genutzt. So begann die Weiter-

bildung der Zuchtwarte der SZG am 01.12.1973 mit folgendem Statement des Obmanns der SZG Riesen-

schnauzer Klaus Hille (Der Hund 4/1974):

"Sportfreund Hille begrüßte alle Teilnehmer und sprach zu aktuell-politischen Fragen. Besonders

brandmarkte er dabei die Aggressivität des Imperialismus und schlug abschließend eine Solidari-

tätsaktion für das um seine Rechte kämpfende chilenische Volk vor. Die Sportfreunde spendeten

81,50 Mark."

Danach wurde es wieder sachlich und hundespezifischer; die Vorgabe der SDG auch über politische

Themen zu sprechen war damit erfüllt. Solidaritätsbekundungen waren meist Geldspenden. Es war

etwas schwierig die "unterdrückten" Chilenen zu besuchen.

Die Beliebtheit der Riesenschnauzer nahm zu. 1974 wurden 70 Würfe eingetragen. Im Schnitt gab

es 10 Welpen pro Wurf; allerdings wurden nur 6 Welpen pro Hündin "zugelassen". Die Nachfrage

nach Riesenschnauzer konnte nicht gedeckt werden.

Die Zuchtwarte wurden inzwischen (1978) als Funktionäre der SDG bezeichnet. Sie mussten aktiv

in der zentralen Zuchtkommission und bei den Zuchtveranstaltungen der GO mitwirken.

Im Jahr 1980 waren schon 162 Würfe zu verzeichnen. Mit über 80% der eingetragenen Riesen-

schnauzer wurden Prüfungen im Hundesport abgelegt. Es gab nur 5 amtierende Zuchtrichter für

den Riesenschnauzer. Die Zuchtlenkung in der SZG war auf die Leistungsfähigkeit für den Hunde-

sport, auf die Erreichung des im Standard beschriebenen Typs und auf ein gesundes Temperament

ausgelegt.

Im März 1990 wird in der DDR der Schnauzer-Pinscher-Klub gegründet. Die Riesenschnauzer

werden aus der SDG und die anderen Schnauzer- und Pinscherrassen aus dem VKSK wieder in

diesen Klub überführt. Schon am 22.07.1990 erfolgte die Fusion dieses Schnauzer-Pinscher-

Klubs Ostdeutschlands mit dem Pinscher-Schnauzer-Klub in Westdeutschland.



7. Die DDR und ihre Abkürzungen

DDR - Deutsche Demokratische Republik

BRD - Bundesrepublik Deutschland

SED - Sozialistische Einheitspartei Deutschland

VdgB - Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe

VKSK - Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter

GST - Gesellschaft für Sport und Technik

SDG - Sektion Dienst- und Gebrauchshundewesen

SZG - Spezial-Zuchtgemeinschaft

GO - Grundorganisation

NZB - Nachzuchtbeurteilung

ZTP - Zuchttauglichkeitsprüfung

WM - Wertmessziffer

RZO - Rahmenzuchtordnung

SPK - Schnauzer-Pinscher-Klub

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